Reuters

Mehrere Dax-Konzerne an Aufbau lokaler 5G-Netze interessiert

24.01.2019
um 14:22 Uhr

Berlin/Frankfurt (Reuters) - Einige der größten DAX-Konzerne wollen ihre Digitalisierung mit dem Aufbau eigener 5G-Funknetze vorantreiben.

Siemens, Volkswagen, Daimler und BASF wollen sich um lokale oder regionale Frequenzen bemühen, die die Bundesnetzagentur nach der Auktion der nationalen 5G-Frequenzen im Frühjahr vergeben will, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht. Auch der Autozulieferer Bosch will mit von der Partie sein, wenn die regulatorischen Bedingungen stimmen.

5G soll Datengeschwindigkeiten ermöglichen, die mindestens 100 Mal schneller sind als die der aktuellen 4G-Netze und für sehr niedrige Reaktionszeiten sorgen. Zudem müssen keine Unterbrechungen während der Übertragung befürchtet werden. Das sind Bedingungen, wie sie für künftige Schlüsseltechnologien nötig sind - etwa das autonome Fahren, virtuelle Realität und Industrie 4.0.

"Da können wir nicht warten, bis die Netzbetreiber mit der Versorgung fertig sind. Wir sind mitten in der Industrie 4.0", begründete ein Siemens-Sprecher das Interesse des Münchner Industrieriesen. Eigene Firmennetze, über die Maschinen und Anlagen vernetzt werden, könnten etwa an den großen Produktions-Standorten in Berlin-Spandau (Siemensstadt) oder Erlangen entstehen.

Auch Volkswagen bereitet sich darauf vor, einen solchen Frequenzbereich zu beantragen, um ein lokales 5G-Netz "innerhalb des Werkszauns" zu errichten. Zugleich wies der Wolfsburger Autokonzern darauf hin, dass die Tochter Audi zusammen mit dem schwedischen Netzausrüster Ericsson bereits eine 5G-Laborinstallation für die Produktion testet. Letztlich sei denkbar, die 5G-Netze für den Betrieb von Robotern oder fahrerlosen Transportsystemen zu nutzen. Konkurrent Daimler sieht eine Anwendungsmöglichkeit in der 360°-Vernetzung aller Anlagen und Maschinen in der Produktion.

BASF will einen Antrag für lokale 5G-Frequenzen stellen, um die Digitalisierung der Produktionsanlagen voranzutreiben. "Momentan sind auf unserem Standort in Ludwigshafen rund 600.000 Sensoren und Aktoren", teilte eine Sprecherin des Chemiekonzerns mit. Es könnten zehn Mal so viele werden. So viele Daten zu übertragen, könnten weder 4G noch eine andere herkömmliche Technologie leisten. "Dafür brauchen wir 5G." Zudem würden einige Mitarbeiter mit Tablets und Augmented-Reality-Brillen ausgestattet, etwa um Kollegen bei der Instandhaltung von Maschinen anzuleiten. Auch das gehe mit 5G am besten.

KEIN ANDERER DARF REINFUNKEN

Bosch verwies auf die Sicherheitsvorteile und die höhere Flexibilität durch private 5G-Netze. Dadurch werde Bosch unabhängiger von klassischen Mobilfunkbetreibern und in die Lage versetzt, Netze zielgenau gemäß der Bedürfnisse und Anforderungen zu konfigurieren: "Und die sehen für Industrieanlagen in der Regel anders aus als für die klassische Smartphone-Nutzung." Innovationsexperte Jochen Reinschmidt vom Elektrobranchenverband ZVEI nannte als Vorteil: "Kein anderer darf über diese Frequenzen funken."

Nach der Auktion der nationalen Frequenzen wird die Bundesnetzagentur auf Antrag Nutzungsrechte für lokale und regionale Frequenzen vergeben, mit denen Unternehmen den Ausbau vor Ort aus eigener Hand vorantreiben können. An den Details arbeitet die Bonner Behörde derzeit noch. Fest steht, dass eine Verwaltungsgebühr fällig wird. "Wir hoffen, dass die Vergabe noch im ersten Halbjahr startet. Die Unternehmen müssen schnell loslegen können, um einen Leitmarkt für industrielle 5G-Lösungen in Deutschland aufzubauen und zu gestalten", sagte Reinschmidt.

Letztlich wird es den Firmen überlassen sein, mit wem sie die Netze bauen oder ob sie diese Aufgabe einem Netzbetreiber wie der Deutschen Telekom übertragen. "Derzeit loten wir mit unterschiedlichen Anbietern Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit aus", teilte Bosch mit. Es sei zudem damit zu rechnen, dass es auch neue Anbieter geben werde, die sich speziell auf diese Anwendungsfelder, basierend auf privaten 5G-Netzen, fokussierten. Zu den möglichen Kosten wollte sich keiner der befragten Konzerne äußern.

ABB Ltd.

WKN 919730 ISIN CH0012221716

Audi AG

WKN 675700 ISIN DE0006757008
Audi AG Chart
Audi AG Chart

BASF SE

WKN BASF11 ISIN DE000BASF111

Continental AG

WKN 543900 ISIN DE0005439004

Deutsche Telekom AG

WKN 555750 ISIN DE0005557508

Ericsson

WKN 850001 ISIN SE0000108656

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Siemens AG

WKN 723610 ISIN DE0007236101

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039