Reuters

Regulierer will bei Kohleausstieg Verbraucher schützen

28.01.2019
um 09:37 Uhr

- von Tom Käckenhoff und Vera Eckert und Christoph Steitz

Berlin (Reuters) - Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, hat für den Fall eines Kohleausstiegs vor einem Drehen an der Preisschraube bei den Stromnetzen gewarnt.

"Ich halte es für wichtig, alles zu unternehmen, damit wegen des Kohleausstieges nicht die Preise für die Kunden steigen", sagte Homann in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Natürlich würde bei einem Ausstieg aus dieser Art der Verstromung das Angebot knapper. "Dann muss man darüber nachdenken, ob die Preise steigen, und wie man damit umgeht."

Die Bundesnetzagentur reguliert im Energiebereich die Stromnetze. Diese müssen für die Energiewende ausgebaut werden. Der Anteil der Netzkosten an den Haushaltskundenpreisen lag zuletzt bei 24,4 Prozent. "Ich habe im Sinne der Verbraucher darauf zu achten, dass keine unnötigen Kosten in die Netzentgelte kommen." Steuern und Abgaben stünden in der Energiemarktreform seit längerem auf der politischen Tagesordnung. Ob etwa bei einem Kohleausstieg die Stromsteuer gesenkt werde, sei eine politische Frage.

NETZAGENTUR: VERSORGUNG MUSS BEI KOHLEAUSSTIEG SICHER SEIN

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission sollte am Freitag erneut beraten, wie ein verbindlicher Fahrplan für einen Ausstieg aus der klimaschädlichen Verstromung gestaltet werden könnte. "Natürlich darf die Versorgungssicherheit nicht gefährdet werden", sagte Homann. Seine Behörde müsse dafür sorgen, dass das Netz stabil bleibe, da ja noch unklar sei, wo die Kraftwerke stehen werden, die aus dem Markt genommen werden könnten. "Ich bin aber zuversichtlich, dass der Bericht keinen wesentlichen Einfluss auf die Netzplanung haben wird." Das Netz werde immer in einem breiten Korridor geplant. Da passten die meisten denkbaren Ergebnisse der Kohlekommission hinein. "Eine mögliche Halbierung der Kohlekraftwerkskapazität bis 2030 haben wir in früheren Szenarien schon abgebildet."

Der Anteil der Ökostromproduktion in Deutschland ist auf rund 40 Prozent gestiegen. Da die Beiträge von Wind und Sonne zur Stromversorgung stark schwanken, sind auch immer häufiger Eingriffe zur Stabilisierung der Netze erforderlich. Hierzu gehören die Bereitstellung von Kraftwerken, die notfalls einspringen können. Zudem müssen die Netze stärker überwacht werden, was ebenfalls zu Buche schlägt. Diese so genannten Redispatch-Kosten lagen 2017 bei rund 1,5 Milliarden Euro. In den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres hätten sie inklusive des Vorhaltens der Reservekraftwerke bei rund 900 Millionen Euro gelegen, sagte Homann. Die Zahlen aus dem vierten Quartal stünden zwar noch aus. Er gehe aber davon aus, dass insgesamt die Kosten 2018 etwas unter denen von 2017 liegen werden.

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