Reuters

Fluglinie Norwegian greift in der Not zur Kapitalerhöhung

29.01.2019
um 11:02 Uhr

Oslo (Reuters) - Der trudelnde Billigflieger Norwegian Air Shuttle will seine Finanznot mit einer Kapitalerhöhung lindern.

Es sollten umgerechnet gut 300 Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt werden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Mehrere Investoren wollten sich an der Aktienemission beteiligen. Unternehmenschef Bjoern Kjos, Chairman Bjoern Kise und weitere bisherige Eigner steuern gut 60 Millionen Euro bei. Den nach der Aktienausgabe verbleibenden Rest wolle Milliardär John Fredriksen übernehmen, dem unter anderem die weltweit größte Fischfarm Mowi gehört.

Nach vorläufigen Zahlen erlitt die seit Jahren stark wachsende Fluggesellschaft 2018 einen operativen Verlust von rund 390 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung lag nach neun Monaten bei rund drei Milliarden Euro. Die angekündigte Kapitalerhöhung ließ die Aktien von Norwegian einbrechen. Die Titel fielen an der Osloer Börse um bis zu 30 Prozent auf 98,36 Norwegische Kronen. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2012.

Norwegian-Chef Kjos hatte im vergangenen Jahr den Übernahmeversuch des britischen Luftfahrtkonzerns IAG abgewehrt, zu dem die Airlines British Airways, Iberia und Vueling gehören. IAG erklärte vergangene Woche, das Thema sei beendet und der Anteil von knapp vier Prozent an Norwegian werde verkauft. Die Skandinavier mischten den Markt mit Billigflügen auf der Langstrecke auf, was nach Ansicht von Branchenexperten ein Widerspruch in sich ist. Jetzt will das Norwegian-Management Kosten senken und Investitionen kürzen, um profitabel zu werden. Airline-Chef Kjos versprach, im Gesamtjahr 2019 schwarze Zahlen zu schreiben und alle Zahlungsverpflichtungen bei ausstehenden Anleihen zu erfüllen.

Gespräche mit potenziellen Käufern gebe es derzeit nicht, teilte die als Übernahmekandidat geltende Airline weiter mit. Die Lufthansa hatte im vergangenen Jahr Interesse an Norwegian bekundet. Doch derzeit hat für den Dax-Konzern eine Beteiligung an der insolventen italienischen Alitalia Priorität, wie Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister zuletzt erklärte.

Nach Einschätzung von Daniel Röska, Luftfahrt-Experte bei Bernstein Research, verschlechtert sich das operative Geschäft bei Norwegian schneller als gedacht. Der Verlust 2018 sei höher als am Markt erwartet wurde. Zudem gebe es nach der endgültigen Abkehr von IAG wohl keine anderen Kaufinteressenten. "Airlines stellen das Fliegen nur ein, wenn ihnen das Geld ausgeht", schrieb er in einem Kommentar. Aber wenn Norwegian die Kapitalerhöhung glücken sollte, könnten sie weitermachen.

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