Reuters

Sanierte Credit Suisse will 2019 durchstarten

14.02.2019
um 14:27 Uhr

- von Oliver Hirt

Zürich (Reuters) - Nach dem dreijährigen Konzernumbau blickt Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam weiteren Marktturbulenzen gelassen entgegen.

"Wir gehen ins laufende Jahr mit geringen Risiken, tiefen Kosten und einer starken Bilanz", sagte der Ivorer am Donnerstag bei der Präsentation der Jahresbilanz der zweitgrößten Schweizer Bank. "Das ist eine gute Kombination, um mit schweren Zeiten fertig zu werden." Trotz anhaltenden Gegenwinds im Handelsgeschäft stellte das Institut für das laufende Jahr eine Verdoppelung des Gewinns auf rund vier Milliarden Franken in Aussicht.

2018 fuhr Credit Suisse vor allem dank guter Geschäfte mit reichen Privatkunden sowie Firmenkunden im Heimatmarkt einen Gewinn von 2,1 Milliarden Franken ein. Damit beendete das Zürcher Traditionsinstitut eine lange Durststrecke. Der von Thiam angestoßene Firmenumbau hinterließ zusammen mit der Bereinigung von Altlasten und der US-Steuerreform von 2015 bis 2017 Verluste von insgesamt 6,6 Milliarden Franken. Doch in dieser Zeit hat der frühere Versicherungsmanager das riskante und stark schwankende Wertpapier-Geschäft eingedampft und stärker auf die stabile und wachsende Vermögensverwaltung gesetzt.

Ganz entziehen kann sich Credit Suisse den Marktturbulenzen aber nicht. Im Handel, wo große US-Häuser wie JP Morgan den Ton angeben, fuhren die Schweizer im Schlussquartal einen Verlust von 193 Millionen Franken ein, der zweite Fehlbetrag in Folge. Trotzdem betonte Thiam, die Bank habe das beste vierte Quartal seit 2013 verbucht. Als gegen Ende 2015 letztmals ähnliche Marktbedingungen geherrscht hatten, habe Credit Suisse noch einen Milliardenverlust erlitten. "Wir haben ein neues Geschäftsmodell gebaut, das sich bei schwierigen Marktbedingungen als widerstandsfähig erwiesen hat", erklärte Thiam.

Zum laufenden Jahr äußerte sich die Bank vorsichtig. Das Marktumfeld habe sich in den ersten sechs Wochen 2019 normalisiert, sei aber immer noch schwieriger als im ersten Quartal 2018. Die Bedenken über einen Regierungsstillstand in den USA, den Handelskrieg zwischen den USA und China sowie den Brexit trieben die Anleger weiter um. Die Entwicklung im restlichen Verlauf des Jahres sei deshalb mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet.

ANLEGER FINDEN AUSSCHÜTTUNG ZU MAGER

Während Thiam Credit Suisse in ruhigere Fahrwasser steuerte, ist die Deutsche Bank, die ungefähr gleichzeitig mit dem Umbau begann, immer noch auf der Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell. Die Zweifel an den Finanzmärkten und in der Politik gehen so weit, dass eine Fusion mit einem anderen Geldhaus - sei es der heimische Konkurrent Commerzbank oder ein europäisches Kreditinstitut - nach Einschätzung von Insidern immer wahrscheinlicher wird.

Credit Suisse kann sich dagegen an den Feinschliff machen. Dank der wachsenden Vermögensverwaltung und niedrigerer Kosten soll die Eigenkapitalrendite 2019 auf zehn bis elf Prozent von gegenwärtig 5,5 Prozent steigen. Der untere Rand dieser Messlatte entspricht einem Gewinn von 3,9 Milliarden Franken. Die Commerzbank kassierte derweil ihr weniger ambitioniertes Rendite-Ziel.

Trotz des etwas besser als erwartet ausgefallenen Ergebnisses gaben die Credit-Suisse-Aktien am Donnerstag 1,6 Prozent nach. Analysten bemängelten die unter den Erwartungen liegende Dividende und Eigenkapitalquote. Dies beschränke das Potenzial des laufenden Aktienrückkaufs, erklärte Thomas Hallett von Broker Keefe, Bruyette & Woods.

BNP Paribas S.A.

WKN 887771 ISIN FR0000131104

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005