Reuters

Immobilienwirtschaft - Wohnungsneubau wird vernachlässigt

19.02.2019
um 12:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Immobilienwirtschaft hat die Bundesregierung angesichts weiter steigender Miet- und Kaufpreise für Wohnungen kritisiert.

"Die Politik setzt die falschen Signale statt die richtigen Anreize", sagte der Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Andreas Mattner, am Dienstag in Berlin. "Der Neubau wird in unserem Land völlig vernachlässigt." Der Spitzenverband legte das jährliche Frühjahrsgutachten der von ihm beauftragten Wirtschaftsexperten vor. Demnach stieg die mittlere Miete bei Neuverträgen bundesweit um 3,9 Prozent auf 7,06 Euro pro Quadratmeter, mit deutlich höheren Anstiegen in beliebten Städten. Eigentumswohnungen verteuerten sich um 8,2 Prozent. In Berlin lag der Preiszuwachs mit 15,2 Prozent fast doppelt so hoch.

Mit dem Baukindergeld und der geplanten Sonderabschreibung für den Mietwohnungsbau treibt die Bundesregierung dem Gutachten zufolge die Preise weiter an. In vielen Fällen schlage der Verkäufer die Prämien auf den Verkaufspreis auf, schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld in dem Gutachten. Das Baukindergeld erhielten zudem viele Familien, die darauf nicht angewiesen seien. Für Haushalte mit geringem Einkommen würden die Probleme geringen Eigenkapitals und hoher Erwerbsnebenkosten dagegen nicht gelöst. Die geplante Sonderabschreibung in Höhe von fünf Prozent für vier Jahre führe zu weiteren Preissteigerungen, wenn Investitionen vorgezogen würden. Die Sonderabschreibung war im November vom Bundestag beschlossen worden. Die Zustimmung des Bundesrates steht aber noch aus.

Die Bundesbank hatte am Montag gewarnt, die Immobilienpreise in manchen Städten seien übertrieben hoch. Doch auch Büroraum wird zusehends knapper. In manchen Städten drohen dem ZIA-Gutachten zufolge daher Unternehmensabwanderungen. Mittlerweile herrsche in 35 Städten mit einer Leerstandsquote von drei Prozent quasi Vollvermietung. Besonders drastisch sei die Lage mit Leerstandsquoten von 1,5 Prozent in München und 1,7 Prozent in Berlin. Die Flächenverknappung vor allem bei Büros werde sich über fast alle Standorte fortsetzen, sagte Andreas Schulten von der bulwiengesa AG voraus.