Reuters

RTL will Kampf mit Netflix in Deutschland alleine führen

14.03.2019
um 07:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Im Ringen mit Netflix will der europäische Fernsehkonzern RTL den Ausbau seiner deutschen Online-Videoangebote vorerst im Alleingang vorantreiben.

Die vom Rivalen ProSiebenSat.1 angebotene Zusammenarbeit sei derzeit keine Option, sagte RTL-Konzernchef Bert Habets am Mittwochabend in Berlin bei der Präsentation der Jahresbilanz. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das als selbständige Einheit entwickeln können, die erfolgreich Wachstum und Größenvorteile erreicht", sagte der Chef der Bertelsmann-Tochter. "Wir wollen in jedem unserer Märkte unter den größten drei Streaming-Plattformen sein."

ProSiebenSat.1 will seine Kräfte mit dem ZDF und weiteren Partnern vereinen, um sich gegen die übermächtigen US-Anbieter Netflix und Amazon Prime zu behaupten. Vor allem die jüngere Generation nutzt zunehmend Online-Videos, statt fernzusehen. Habets machte deutlich, dass RTL nach seiner Einschätzung bei einem gemeinsamen Projekt zu viel Zeit verlieren würde. "Das sind komplexe Verhandlungen. Da müssen eine Menge Bestandteile verhandelt werden." In Frankreich hingegen hat RTL eine gemeinsame Videoplattform mit den Rivalen TF1 und France Television angekündigt.

Habets kündigte an, die RTL Group werde in den kommenden drei Jahren mindestens 350 Millionen Euro zusätzlich in den Ausbau seiner Streaming-Dienste investieren. Davon werde der Konzern 300 Millionen Euro für Inhalte aller Genres ausgeben. Das werde die Gewinne nur begrenzt belasten, weil sich RTL von der Verzahnung der Videoangebote erhebliche zusätzliche Umsätze verspreche. "Mit anderen Worten: Wir werden weiterhin hohe Gewinnmargen erzielen", kündigte Habets an. ProSiebenSat.1 dagegen erwartet, dass seine Investitionen die Profitabilität schmälern. Beide Konzerne setzen im Online-Videogeschäft auf maßgeschneiderte Inhalte das nationale Publikum, um sich von den global agierenden US-Videoplattformen abzugrenzen.

Im vergangenen Jahr ging der Gewinn von RTL trotz eines leichten Umsatzanstiegs erwartungsgemäß zurück. Wegen eines positiven Sondereffekts ein Jahr zuvor schrumpfte das Betriebsergebnis (Ebitda) um 5,7 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro. Wenn man die Sondererlöse aus dem Verkauf eines Gebäudes im Vergleichsjahr 2017 herausrechnet, ergibt sich dagegen nach Konzernangaben für 2018 ein Ergebnisanstieg um 0,7 Prozent.

Der Umsatz kletterte um 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Wachstumstreiber waren die Digitalgeschäfte, die Produktionstochter Fremantle und die RTL-Sender in den Niederlanden. Bei den traditionell starken Sendern in Deutschland schrumpften die Werbeerlöse, weil die Kunden wegen der Fußball-Weltmeisterschaft und der Olympischen Winterspiele stärker bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz buchten. Wie bereits ProSiebenSat.1 sprach auch RTL von einem schwierigen Jahr. Die RTL-Sender in den Niederlanden hingegen konnten ihre Werbeeinnahmen steigern.

RTL plant eine Schlussdividende von drei Euro pro Aktie, so dass sich einschließlich der bereits gezahlten Zwischendividende für das Gesamtjahr eine Ausschüttung von vier Euro je Aktie ergibt. Umsatz, Ergebnis und Dividende lagen im Rahmen dessen, was der RTL-Vorstand angekündigt und was Branchenexperten erwartet hatten.

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067

Axel Springer SE

WKN 550135 ISIN DE0005501357

Discovery Inc.

WKN A0Q90G ISIN US25470F1049

Netflix Inc.

WKN 552484 ISIN US64110L1061

ProSiebenSat.1 Media SE

WKN PSM777 ISIN DE000PSM7770

RTL Group S.A.

WKN 861149 ISIN LU0061462528