Roissy (Reuters) - Wütende Air-France-Mitarbeiter haben Beratungen über einen massiven Stellenabbau gestürmt und Top-Manager der Fluggesellschaft in die Flucht geschlagen.
Personalchef Xavier Broseta versuchte am Montag, sich einen Weg durch die aufgebrachte Menge zu bahnen. Sein Hemd war zerrissen, nur die Krawatte hing ihm noch um den Hals. Ungeachtet des Vorfalls kündigte der Lufthansa-Konkurrent an, 2900 Stellen zu streichen. Betriebsbedingte Kündigungen könnten dabei nicht ausgeschlossen werden. Air-France-Chef Frederic Gagey erklärte sich aber auch zu Verhandlungen mit der Belegschaft bereit.
Broseta und Gagey hatten auf dem Treffen mit dem Betriebsrat die Sparpläne des Konzerns erläutert. Gagey hatte den Raum jedoch bereits verlassen, bevor die Mitarbeiter mit Spruchbändern und Fahnen etwa eine Stunde nach Beginn hereinstürmten. "Diese Gewalt ging von besonders brutalen Einzelpersonen aus, während der Protest der Belegschaft bis dahin ruhig verlief", sagte ein Sprecher des französisch-niederländischen Mutterkonzerns Air France-KLM. Er kündigte juristische Schritte an.
Die Fluggesellschaft, die zusammen mit Partner KLM aus den Niederlanden nach Lufthansa der Branchenzweite Europas ist, steht unter dem hartem Konkurrenzdruck. Auf den europäischen Routen setzen ihr Billigflieger zu, auf den Langstrecken arabische Wettbewerber. Laut den Sparplänen soll die Langstreckenflotte bis 2017 um 14 Flugzeuge auf 93 Jets schrumpfen. Eine weitere Maßnahme sei, Airbus-Flugzeuge vom Typ A340, die ausgemustert werden, nicht wie geplant durch neue Boeing-787-Jets zu ersetzen, teilte der Konzern mit. Air France hofft zudem, die Auslieferung von fünf Passagierjets vom Typ Boeing 787 streichen zu können.