Reuters

Monsanto-Kauf beflügelt Bayer-Ergebnis - Aber immer mehr Glyphosat-Klagen

25.04.2019
um 17:02 Uhr

- von Patricia Weiss

Frankfurt (Reuters) - Inmitten der Klagewelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat erweist sich die Monsanto-Übernahme als Ergebnistreiber bei Bayer.

"Wir hatten einen guten Start in das Jahr", sagte Vorstandchef Werner Baumann am Donnerstag bei der Vorstellung der Quartalsbilanz. Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern sei auf gutem Weg, seine Ziele für 2019 zu erreichen. Im ersten Quartal erhöhte sich der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um mehr als 44 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das hatte Bayer vor allem starken Zuwächsen im Agrargeschäft zu verdanken, das durch den 63 Milliarden Euro schweren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto im vergangenen Sommer deutlich ausgebaut worden war.

Gleichzeitig reißt der Strom der Glyphosat-Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Herbizids nicht ab: Inzwischen sieht sich Bayer in den USA mit etwa 13.400 Klägern konfrontiert, rund 2200 mehr als noch Ende Januar. "Wir sind überzeugt, dass wir uns in diesem Rechtsstreit auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Erkenntnisse letztendlich durchsetzen werden", sagte Baumann. Bayer sei weiterhin entschlossen, sich energisch zu verteidigen. In zwei Fällen wurde das Unternehmen bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt oder angekündigt, viele Experten gehen aber letzten Endes von einem teuren Vergleich aus.

Darauf will sich Baumann aber noch nicht festlegen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es noch viel zu früh für eine mögliche Entscheidung über einen Vergleich, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Allein in diesem Jahr erwartet er noch vier Prozesse, die im August beginnen dürften. Im Berufungsverfahren für das erste Glyphosat-Urteil rechnet Baumann Ende des Jahres mit einem Ergebnis, das Berufungsverfahren für das im März gefällte zweite Urteil könnte leicht zwei Jahre dauern, sagte er.

Rund 30 Milliarden Euro Börsenwert gingen seit dem ersten Urteil verloren, als der Konzern zu Schadenersatz an dem krebskranken Kalifornier Dewayne Johnson verurteilt wurde. Bayer steht daher am Freitag eine turbulente Hauptversammlung ins Haus. Wichtige Anteilseigner wollen der Konzernführung die Entlastung verweigern. Sie kritisieren, dass das Management die mit dem Monsanto-Kauf verbundenen Rechtsrisiken unterschätzt habe.

VERKAUF DES TIERMEDIZIN-GESCHÄFTS BIS JAHRESENDE ERWARTET

Den Umsatz von Bayer trieb die Mega-Übernahme zum Jahresauftakt deutlich an. Der Konzern setzte im ersten Quartal

13,02 Milliarden Euro um, ein Plus von gut 42 Prozent. Währungs- und portfoliobereinigt betrug der Zuwachs rund vier Prozent. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen allerdings deutlich weniger als vor Jahresfrist, was an hohen Sonderaufwendungen wegen der Monsanto-Übernahme und dem Restrukturierungsprogramm von Bayer lag. Das Konzernergebnis sank deshalb um mehr als 36 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro.

Um Bayer schlagkräftiger und profitabler zu machen, hatte Baumann dem Konzern Ende vergangenen Jahres ein massives Sparprogramm verordnet. Bis Ende 2021 sollen rund 12.000 der weltweit gut 118.000 Stellen abgebaut werden. Bayer will sich zudem vom Geschäft mit Tiermedizin sowie Marken im Bereich Sonnenschutz und Fußpflege trennen. Der Anteil am Chemiepark-Betreiber Currenta soll ebenfalls verkauft werden, Neuigkeiten hierzu erwartet Baumann noch dieses Quartal. Die Herauslösung des Tiermedizin-Geschäfts ist bereits im Gange. Das Hauptaugenmerk liege auf einem Verkauf, es würden aber auch andere Möglichkeiten erwogen. Es gebe "sehr hohes und breites Interesse" an dem Geschäft, sagte Baumann, der mit einer Entscheidung bis Jahresende rechnet.

Auch sein Geschäft mit etablierten Arzneien unterzieht der Konzern einer Prüfung, unter anderem wegen Preisdruck in China. "Wir schauen natürlich strategisch, was wir mit unserem etablierten Produktgeschäft auf lange Sicht tun sollen", sagte der Chef der Pharmasparte, Stefan Oelrich. Zu den älteren verschreibungspflichtigen Medikamenten, deren Umsatz im ersten Quartal schrumpfte, zählen die Kogenate-Hämophilie-Medikamente, das Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon oder das Bluthochdruckmittel Adalat.

BAYER BEKRÄFTIGT PROGNOSEN

Für das Gesamtjahr rechnet Baumann unverändert mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatzplus von etwa vier Prozent auf rund 46 Milliarden Euro und einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns auf rund 12,2 Milliarden. Für die 2019 angestrebte Verbesserung der operativen Rendite des Konzerns auf rund 27 von gut 24 Prozent im Vorjahr soll die Monsanto-Übernahme ein wichtiger Treiber sein. Sie trug im ersten Quartal wesentlich zu dem Ergebnissprung im Agrargeschäft bei. Aber auch währungs- und portfoliobereinigt konnte Bayer das Geschäft dank Zuwächsen in Latein- und Nordamerika ausbauen. Auch im Pharmageschäft legte das Ergebnis zu. Dagegen fiel es im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten deutlich und stagnierte bei den Tierarzneien.

Bayer AG

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017

MONSANTO CO. DL-,01

WKN 578919 ISIN US61166W1018