Reuters

Gewerkschaft warnt - Industrie schlecht auf Umbruch vorbereitet

05.06.2019
um 14:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Viele betroffene Unternehmen haben nach einer Untersuchung der IG Metall noch keinen Plan zu ihrer Zukunftssicherung angesichts des Umbruchs durch die Digitalisierung oder Energie- und Verkehrswende.

"Knapp die Hälfte der Betriebe hat keine oder keine ausreichende Strategie zur Bewältigung der Transformation", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Mittwoch in Frankfurt. Der Umschwung zu Elektromobilität und Ökoenergie sei ein Beschäftigungsrisiko vor allem bei Autozulieferern, aber auch in anderen Industrien wie Maschinenbau und Energieversorgung. In jedem zweiten Unternehmen gebe es keine ausreichende Personalplanung, um die Mitarbeiter für neue Aufgaben zu qualifizieren. Drei von vier Arbeitnehmern sähen sich nicht ausreichend informiert über die notwendigen Veränderungen. Das löse Angst um den Arbeitsplatz unter den Arbeitnehmern aus.

"Viele Betriebsräte, aber auch Unternehmen fahren auf Sicht im Nebel auf die Veränderung zu", mahnte Hofmann. So lange die Auftragsbücher voll seien, machten sich die Arbeitgeber zu wenig Gedanken. Um sich einen Überblick über den Handlungsbedarf zu verschaffen, analysierte die Gewerkschaft für einen "Transformationsatlas" knapp 2000 Unternehmen mit mehr als 1,7 Millionen Beschäftigten. Noch weitere sollen hinzukommen. Dabei wurden Betriebsräte und Arbeitgeber befragt. Ein Ergebnis war, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Autoindustrie einen Beschäftigungsrückgang erwartet. Auch manchen Regionen droht nach Worten von Hofmann wegen ihrer hohen Abhängigkeit von Verbrennungsmotoren eine Industriewüste, wenn nicht gegengesteuert wird: So etwa im thüringischen Eisenach, im Saarland und in Mittelhessen.

Die IG Metall, größte deutsche Einzelgewerkschaft, will in den Unternehmen über Betriebsräte und Betriebsversammlungen das Umsteuern anstoßen. Von der Bundesregierung fordert sie, ein neues Kurzarbeitergeld speziell für Beschäftigte in betroffenen Betrieben einzuführen. Mit solchen Lösungen habe die Metallindustrie während der Finanz- und Wirtschaftskrise gute Erfahrungen gemacht, warb Hofmann für das "Transformationskurzarbeitergeld". Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, plant die IG Metall außerdem für 29. Juni eine Großdemonstration in Berlin.

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