Reuters

CDU-Politiker setzt sich bei OB-Wahl in Görlitz gegen AfD-Mann durch

17.06.2019
um 07:17 Uhr

Görlitz/Berlin (Reuters) - Der CDU-Politiker Octavian Ursu hat sich bei der Oberbürgermeisterwahl im sächsischen Görlitz gegen den AfD-Kandidaten Sebastian Wippel durchgesetzt.

Ursu erhielt laut dem vorläufigen Endergebnis vom Sonntagabend im zweiten Wahlgang 55,1 Prozent der Stimmen, Wippel 44,9 Prozent. Bei einem Sieg Wippels hätte die AfD erstmals den Oberbürgermeister einer deutschen Stadt gestellt. Außerdem hätte ein Wahlsieg Wippels für die AfD zweieinhalb Monate vor der Landtagswahl in Sachsen Auftrieb bedeutet. Die Stichwahl war mit großem Interesse verfolgt worden.

Der 37-jährige Wippel, ein Polizeikommissar und gebürtiger Görlitzer, hatte beim ersten Wahlgang Ende Mai gut 36 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Musiker Ursu (51), der in Bukarest geboren wurde und 1990 nach Deutschland übersiedelte, kam auf rund 30 Prozent. Dadurch gelang es keinem der Bewerber, eine absolute Mehrheit zu holen, und die Stichwahl wurde nötig.

Görlitz mit seinem historischen Stadtkern liegt an der Grenze zu Polen und wirbt für sich als Europa- und Filmstadt. Etliche Hollywood-Filme wurden in dem 55.000-Einwohner-Ort an der Neiße gedreht. Deshalb zeigten sich vor der Stichwahl nicht nur deutsche Künstler wie die Schauspieler Burghart Klaußner und Daniel Brühl in einem offenen Brief alarmiert, dass ein AfD-Politiker OB werden könnte. Auch Schauspieler und Filmemacher aus Hollywood appellierten an die Görlitzer, Offenheit und Toleranz zu zeigen.

In Sachsen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. Umfragen zufolge erreicht die CDU, die derzeit mit Michael Kretschmer den Ministerpräsidenten stellt, rund 24 Prozent. Die AfD liegt in etwa gleichauf, zum Teil auch knapp vor der CDU. Grüne und Linke kommen jeweils auf rund 15 Prozent. Die SPD ist weit abgeschlagen bei unter zehn Prozent.

Auch in Brandenburg wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt, Thüringen folgt am 27. Oktober.