Reuters

Trump läutet Wahlkampf für zweite Amtszeit ein

19.06.2019
um 07:12 Uhr

- von Steve Holland

Orlando (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat den Startschuss für seine Wiederwahl-Kampagne gegeben.

Der 73-Jährige verkündete am Dienstagabend vor rund 20.000 Anhängern in Orlando im Bundesstaat Florida offiziell, bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 erneut als Kandidat der Republikaner antreten zu wollen. Dabei verwies er angesichts einer wachsenden Wirtschaft und eines brummenden Arbeitsmarktes auf Erfolge seiner "America-First"-Politik und griff die oppositionellen Demokraten scharf an. "Unsere Zukunft sah nie glänzender und strahlender aus", sagte Trump. Die Demokraten hingegen wollten "unser Land, so wie wir es kennen, zerstören". Eine Stimme für einen Demokraten sei eine Stimme für einen radikalen Sozialismus und für die Zerstörung des amerikanischen Traums. Auch die Medien attackierte er erneut.

Trump wählte für den Start seiner Kampagne den Bundesstaat Florida aus, der wegen vieler Wechselwähler als ein sogenannter Swing State gilt und dem deswegen bei Wahlen eine Schlüsselrolle zukommt. Begleitet wurde Trump von seiner Frau Melania und zahlreichen führenden Mitarbeitern. Wie schon im Wahlkampf 2016 präsentierte er sich als politischer Rebell und Außenseiter, der für die einfachen Bürger kämpfe und rückte auch wieder den Kampf gegen Zuwanderung in den Mittelpunkt. Gemeinsam habe man es geschafft, das politische Establishment niederzuringen und eine Regierung zu bilden, die für die Menschen da sei, sagte er. Seine demokratischen Herausforderer hingegen wollten die Zuwanderung aus dem Süden legalisieren, um ihre Wählerbasis zu stärken. Die USA sollten aber ein Ort für gesetzestreue Bürger sein und nicht für kriminelle Ausländer.

TRUMP: AMERICA-FIRST-POLITIK SCHIEBT WIRTSCHAFT AN

Zugleich stellte er sich erneut mit Blick auf den Vorwurf einer russischen Einmischung bei der vorherigen Wahl zu seinen Gunsten als Opfer einer Kampagne der politischen Gegner und der Medien dar. "Wir haben die größte Hexenjagd der politischen Geschichte hinter uns", sagte Trump. "Es war alles ein illegaler Versuch, das Wahlergebnis zu kippen." Die Medien griff er erneut als "Fake News" an.

Trump verwies auch auf die florierende Wirtschaft als Erfolg seiner "America-First-Politik" und der von ihm angezettelten Zollkonflikte. So sei er in einem historischen Schritt gegen die chronisch unfairen Handelspraktiken Chinas vorgegangenen. "Das hätte schon vor langer Zeit getan werden sollen. Aber die Tage, an denen amerikanische Jobs und amerikanische Firmen, amerikanische Ideen und Wohlstand gestohlen werden, sind vorbei."

Trumps Wiederwahl gilt alles andere als sicher. Das zumindest signalisieren jüngste Umfragen. Doch auch bei der Wahl 2016 strafte Trump die Demoskopen Lügen, als er die damals favorisierte Demokratin Hillary Clinton besiegte. Bei der Kongresswahl im vergangenen Jahr, die viele Wähler stellvertretend als Denkzettel für Trump nutzten, verloren die Republikaner ihre Kontrolle über das Repräsentantenhaus. Doch im Senat konnten sie die Mehrheit leicht ausbauen.

Bei den Republikanern gilt Trump als einziger ernstzunehmender Bewerber, auch wenn er innerhalb der Partei nicht unumstritten ist. Wen die Demokraten 2020 ins Rennen schicken, entscheidet sich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. Dann hält die Partei Vorwahlen ab. Mehr als 20 Bewerber wollen es bereits mit Trump aufnehmen. Beste Aussichten auf das Kandidatenticket hat bislang Umfragen zufolge Joe Biden. Der 76-Jährige war acht Jahre lang der Vizepräsident von Trumps Vorgänger Barack Obama.