Reuters

Zinssatz in China fällt nach Reform nicht so stark wie erwartet

20.08.2019
um 09:22 Uhr

Shanghai/Peking (Reuters) - Auch nach dem Start der Zinsreform in China bleiben die Kredite für Unternehmen unerwünscht teuer.

Der neue gestaltete Zinssatz mit Namen LPR für einjährige Laufzeiten wurde am Dienstag mit 4,25 Prozent festgelegt. "Die erste Festsetzung ist höher als erwartet", sagte Li Wei, Volkswirt bei der Standard Chartered Bank. Wahrscheinlich würden sich erst in den kommenden Monaten Erleichterungen zeigen.

Die chinesische Notenbank hatte am Wochenende eine Zinsreform vorgestellt, mit der die Finanzierungskosten für die Wirtschaft sinken sollen. Die Neuerung soll dafür sorgen, dass die Ermittlung des Zinssatzes durch die Geschäftsbanken besser gesteuert wird und sich stärker an Marktbedürfnissen ausrichtet. Im bisherigen System spiegelte dies aus Sicht der Regierung nicht genug wider. Das zeigte sich etwa daran, dass der bisherige Referenzzins LPR, auf dessen Basis die Geschäftsbanken ihre Darlehenszinsen bestimmen, nur wenig unter dem Leitzins der Notenbank liegt.

Diese Spanne blieb allerdings auch am Dienstag eng: Der Satz des reformierten LPR wurde mit 4,25 Prozent bestimmt, der offizielle Satz für einjährige Einlagen liegt seit 2015 bei 4,35 Prozent. Die Notenbank scheut sich, diesen weiter zu senken. Sie fürchtet, dass eine deutliche Lockerung der Geldpolitik den Schuldenberg erhöhen und die Immobilienpreise noch stärker antreiben könnte. Der Satz des reformierten LPR mit fünfjähriger Laufzeit wurde am Dienstag auf 4,85 Prozent gesetzt, der der Notenbank liegt bei 4,90 Prozent.

Der nur unwesentlich niedrigere Satz werde nur marginale Auswirkungen auf die Wirtschaftsaktivität haben, sagte Julian Evans-Pritchard, Volkswirt bei Capital Economics. Die Notenbank werde daher wohl noch an anderen Stellschrauben drehen müssen.