Reuters

Bosch-Chef mahnt zu wirtschaftsverträglichem Klimaschutz

10.09.2019
um 13:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der weltweit führende Automobilzulieferer Bosch hat sich gegen Forderungen von Klimaschützern nach einer Verkehrswende mit einem sofortigen Aus für Verbrennungsmotoren gestellt.

"Was ökologisch richtig ist, darf wirtschaftlich und sozial nicht falsch sein", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner am Dienstag auf der Automesse IAA in Frankfurt, die in diesem Jahr mit der wachsenden Klimaschutzbewegung stärker denn je unter Kritik von Umweltschützern steht. "Wir werden eine neue Balance finden müssen im Dreieck zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen", ergänzte er. Bosch arbeite mit Nachdruck an Mobilität, die kaum noch negative Auswirkungen auf Klima und Luftqualität habe.

Umweltverbände planen unter dem Motto "Aussteigen" eine Großdemonstration gegen die IAA am Samstag. Sie fordern, Entwicklung und Produktion von Autos mit Benzin- und Dieselmotoren umgehend zu stoppen, um die Erderwärmung zu bremsen. Die Autoindustrie hat bereits begonnen, ihr Angebot unter dem Druck von Klimaschutzzielen der Politik auf emissionsfreie Elektroautos umzustellen. Doch nach Ansicht der Klimaaktivisten geht das viel zu langsam. Die Industrie verteidigt sich mit dem Hinweis auf die noch sehr geringe Nachfrage nach E-Autos, die wegen teurer Batterietechnik und der geringen Stückzahlen noch immer deutlich teurer als konventionellen Fahrzeuge sind und mit einer Ladung nicht so weit fahren wie diese. Auch die Ladeinfrastruktur wird in den kommenden Jahren erst aufgebaut. Emissionsfreie Mobilität sei möglich, wenn sie für die Menschen bezahlbar bleibe und sie begeistere, sagte auch der Bosch-Chef. "Nur so können wir sie auf dem Markt durchsetzen."

Der Umschwung zu Elektroautos wird nach Einschätzung von Bosch noch lange dauern und nur schrittweise vorankommen. Bis 2030 werde voraussichtlich erst ein Viertel der Neuwagen emissionsfrei fahren, die übrigen mit Verbrennungsmotoren oder Hybridantrieben, die kurze Strecken mit Stromantrieb fahren. "Schon deshalb ist es praktizierter Umweltschutz, auch diese Motoren weiterzuwentwickeln", sagte der Bosch-Chef. Der Stiftungskonzern erzielt derzeit noch den Großteil seines Umsatzes im Autozuliefergeschäft mit Technik für Verbrennungsmotoren, baut aber sein Angebot elektrifizierter Antriebstechnik stetig aus. Im kommenden Jahr werde sich der Umsatz auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen. Das Ziel von fünf Milliarden Euro bis 2025 werde voraussichtlich übertroffen. "Der elektrische Antrieb wird die nächste Erfolgsgeschichte von Bosch", sagte Denner.

Bayerische Motoren Werke AG

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Mercedes-Benz Group AG

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