Reuters

OECD - Weltkonjunktur schwach wie seit Finanzkrise nicht mehr

19.09.2019
um 11:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Industriestaaten-Organisation OECD sagt der Weltwirtschaft das schwächste Wachstum seit der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt voraus.

Das globale Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr nur noch um 2,9 und 2020 um 3,0 Prozent zulegen, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Ausblick. Im Mai war die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 3,2 und 3,4 Prozent ausgegangen. 2018 hatte es noch zu 3,6 Prozent gereicht. "Die weltweiten Aussichten haben sich weiter eingetrübt", sagte OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone. "Handelskonflikte und politische Spannungen befeuern die Gefahr eines anhaltend schwachen Wachstums."

Allein die von den USA und China gegenseitig verhängten Strafzölle dürften das weltweite Wachstum im kommenden Jahr um 0,3 bis 0,4 Punkte dämpfen. Ein harter Brexit, politische Unsicherheiten in Europa und eine stärkere Konjunkturabkühlung in China könnten die globale Wirtschaft noch stärker belasten. Die Regierungen sollten sich mit höheren Investitionen gegen den Abschwung stemmen, rät die OECD.

"ZÖLLE STEIGERN KOSTEN"

Sie nahm auch ihre Prognosen für führende Industrienationen zurück. Die weltgrößte Volkswirtschaft USA wächst demnach 2019 nur noch um 2,4 (bisher 2,8) und im Präsidentschaftswahljahr 2020 um 2,0 (2,3) Prozent. US-Präsident Donald Trump hatte ein Ziel von mindestens drei Prozent ausgegeben, das er demnach klar verfehlen würde. "Ein solider Arbeitsmarkt und günstige finanzielle Bedingungen stützen nach wie vor die Ausgaben der privaten Haushalte", so die OECD. "Aber höhere Zölle steigern weiterhin die Kosten für die Unternehmen." Deren Investitionen und Exporte hätten sich abgeschwächt.

Auch für Europas größte Volkswirtschaft Deutschland senkte die Organisation ihre Wachstumsprognosen, und zwar auf 0,5 in diesem (bisher 0,7) und 0,6 (bisher 1,2) im kommenden Jahr. Die Exportnation leide besonders unter der weltweit sinkenden Nachfrage nach Investitionsgütern wie Fahrzeuge, hieß es zur Begründung.