Reuters

Iran warnt vor offenem Krieg bei Angriff auf das Land

19.09.2019
um 18:02 Uhr

Dubai/Dschidda (Reuters) - Nach den Angriffen auf Ölanlagen am Persischen Golf hat der von Saudi-Arabien und den USA dafür verantwortlich gemachte Iran vor einem offenen Krieg gewarnt.

Ein Militärschlag gegen sein Land würde zu solch einer drastischen Eskalation der Krise führen, sagte der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Donnerstag dem US-Sender CNN. Der Iran wolle keinen Krieg und sich nicht an einer militärischen Konfrontation beteiligen. "Aber wir werden nicht einen Lidschlag zögern, unser Territorium zu verteidigen." Die Islamische Republik weist die Vorwürfe zurück, für die Angriffe vom Samstag verantwortlich zu sein. Die USA schlugen zurückhaltendere Töne an als zuvor: Außenminister Mike Pompeo reiste in die Region und bemühte sich nach eigenen Worten um den Rückhalt Verbündeter für eine diplomatische Lösung.

Der iranische Außenminister warnte Trump, sich von Verbündeten im Nahen Osten wie Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu oder dem saudiarabischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman zu einem Krieg gegen den Iran drängen zu lassen. Er bezeichnete Netanjahu und Bin Salman in diesem Zusammenhang als "B-Team", zu dem er auch US-Außenminister Pompeo zählte. Der hatte die Angriffe auf Ölanlagen als Kriegsakt bezeichnet.

Am Donnerstag betonte Pompeo jedoch bei einem Besuch in der Region, seine Regierung wolle ein Bündnis zur diplomatischen und friedlichen Lösung der Krise aufbauen. Zuvor hatte sich schon Trump zurückhaltender zu einer möglichen militärischen Reaktion geäußert als unmittelbar nach den Angriffen: "Es gibt viele Optionen", erklärte er. Zugleich ließ er die US-Sanktionen gegen den Iran nach eigenen Angaben erheblich verschärfen. In einem Telefonat mit dem britischen Premierminister Boris Johnson sprach sich Trump für eine diplomatische Antwort aus. Die Regierungschefs verurteilten zugleich die Angriffe und betonten, der Iran dürfe nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangen, wie Johnsons Büro erklärte.

Die mit dem Iran verbündete Huthi-Rebellen im Jemen haben die Attacken auf die Ölanlagen in Saudi-Arabien für sich reklamiert - was aber rasch von dem Königreich und den USA angezweifelt wurde. Dieser Ansicht schloss sich nun auch Frankreich an: Die Behauptung der Huthis, dass sie die größte saudiarabische Raffinerie angegriffen hätten, sei nicht sehr glaubwürdig, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian dem TV-Sender C News. Es gelte nun, die von französischen Experten unterstützte internationale Untersuchung abzuwarten.

Saudi-Arabien fordert aber bereits ein international abgestimmtes Vorgehen gegen den Iran. "Dieser Angriff war nicht nur ein Angriff auf die saudiarabische zivile Ölindustrie, der war auch ein Angriff auf die Weltökonomie", sagte der Botschafter des Königreichs in Deutschland, Prinz Faisal bin Farhan al-Saud, im Deutschlandfunk. Die Welt müsse klarmachen, dass solche Verstöße gegen das Völkerrecht nicht akzeptabel seien. Er wolle nicht sagen, sein Land ziehe einen Militärschlag in Erwägung, doch natürlich seien alle Optionen auf dem Tisch.

Die von Saudi-Arabien am Mittwoch präsentierten Trümmerteile, die nach Angaben des Königreichs von Drohnen und Marschflugkörpern stammen, wurden dem Botschafter zufolge eindeutig im Iran gebaut. Auch hätten die Waffen nur mit iranischer Hilfe abgefeuert werden können. Man arbeite aber noch daran herauszufinden, von wo genau dies geschehen sei. "Aber wo immer sie herkommen, der Iran steht bestimmt dahinter."