Reuters

Außenseiter Saied nach Stichwahl in Tunesien auf Kurs zu Präsidentschaft

14.10.2019
um 18:07 Uhr

Tunis (Reuters) - In Tunesien steht ein politischer Außenseiter vor der Übernahme des Präsidentenamts.

Kais Saied, emeritierter Jura-Professor ohne Parteibuch, liegt nach der jüngsten Stichwahl in Nachwahlbefragungen weit vorn. Sein Gegner, der Medienmogul Nabil Karoui, räumte am Montag schon vor Verkündung der Wahlergebnisse seine Niederlage ein. Der 61-jährige Saied verfolgt Pläne für eine experimentelle Form der direkten Demokratie und steht zugleich für eine wertkonservative Politik. Er gilt in seiner Position als schwer zu fassen und schart sowohl Linke als auch Islamisten um sich. Beobachter werten seinen Triumph als Ohrfeige für die politische Elite, der Versagen im Kampf gegen die Korruption vorgeworfen wird.

"Was ich gemacht habe, war eine neue Revolution", rief Saied seinen Anhängern in Anspielung auf den Umsturz von 2011 zu, der Tunesien zu demokratischeren Strukturen verhalf und über das nordafrikanische Land hinaus dem sogenannten Arabischen Frühling den Weg ebnete. Doch in Tunesien ist es den Politikern nach weitläufiger Einschätzung bisher nicht gelungen, den Lebensstandard zu heben und die weit verbreitete Vetternwirtschaft zu unterbinden. Arbeitslosigkeit und Inflation sind hoch.