Reuters

Hannover Rück - Preiskampf in Kfz-Versicherung nutzt nur Neukunden

21.10.2019
um 14:22 Uhr

Baden-Baden (Reuters) - Autofahrer, die ihrem Versicherer treu bleiben, müssen sich im kommenden Jahr auf steigende Prämien einstellen.

Der schärfere Wettbewerb unter den Kfz-Versicherern werde nur Neukunden oder Wechslern geringere oder wenigstens stabile Prämien bringen, sagte Branchenexperte Andreas Kelb von der Hannover Rück am Montag in Baden-Baden. "Die Preissenkungen im Neugeschäft hindern Versicherer nicht daran, im Bestandsgeschäft Preisanpassungen nach oben vorzunehmen." Die Allianz hatte mit der Übernahme der ADAC Autoversicherung angekündigt, dem Marktführer HUK-Coburg Marktanteile abjagen zu wollen. Im Branchenschnitt dürften die Prämien stabil bleiben, glaubt Kelb.

Die Deutschland-Tochter von Hannover Rück, E+S Rück, ist der wichtigste Rückversicherer im Kfz-Geschäft. Sie zählt 61 von 88 Auto-Haftpflicht- und Kasko-Versicherern zu ihren Kunden und hat deshalb einen umfassenden Überblick über den Markt. Kelb rechnet damit, dass die Kfz-Versicherer wegen der steigenden Kosten für die Abwicklung der Schäden 2020 stärker unter Druck kommen. Dann dürfte nur noch ein Prozent der Brutto-Beitragseinnahmen von 28,7 (2019: 28,3) Milliarden Euro als Gewinn hängenbleiben. Im laufenden Jahr sind es voraussichtlich noch drei Prozent. Eine sinkende Schadenhäufigkeit habe die teureren Reparaturen mehr als wettgemacht. Davon sei aber im nächsten Jahr nicht nochmals auszugehen.

Telematik-Tarife, bei denen sich die Prämien auch nach dem Fahrverhalten richten, fristen in Deutschland immer noch ein Nischendasein. Im laufenden Jahr kamen nur 70.000 Telematik-Verträge hinzu, knapp 300.000 Policen im Bestand stehen für ein Prozent des Marktes. E+S-Rück-Chef Michael Pickel sagte, er sehe das Potenzial für Telematik-Tarife, die vor allem Fahranfängern zugute kommen können, bei nicht mehr als fünf Prozent.

Die Rückversicherer verhandeln derzeit in Baden-Baden mit Maklern und Erstversicherern über die Verträge, die im Januar zur Erneuerung anstehen. In der Kfz-Versicherung will Pickel im nicht-proportionalen Geschäft - also bei der Absicherung gegen Spitzen-Risiken - dabei höhere Preise durchsetzen. "Hier werden wir sicher teurer werden." Im proportionalen Geschäft, in dem die Rückversicherer ihre Kunden pauschal von einem bestimmten Teil ihrer Schadenkosten entlasten, sei dagegen mit stabilen Preisen zu rechnen. Steigende Raten erwartet E+S Rück auch bei Naturkatastrophen-Deckungen, nachdem die Stürme "Eberhard" und "Jörn" in diesem Jahr schwere Schäden angerichtet hatten. Auch die Rückversicherung von Managerhaftpflicht-Policen (D&O) müsse teurer werden.