Reuters

Brexit-Hickhack und Firmenbilanzen setzen Börsen zu

23.10.2019
um 10:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Angesichts enttäuschender Firmenbilanzen scheuen Anleger weitere Käufe an den europäischen Aktienmärkten.

"Die Anleger warten nun auf die Zahlen der Technologie-Riesen Apple und Alphabet, da diese mit soliden Zahlen die Fortsetzung der Rally sichern könnten", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Für zusätzliche Zurückhaltung sorgte zunächst aber die jüngste Wende im Brexit-Drama, die eine erneute Verschiebung des EU-Austritts Großbritanniens wahrscheinlicher macht. Dax und EuroStoxx50 stagnierten am Mittwochvormittag bei 12.764 und 3598 Punkten.

Die gute Nachricht sei, dass das Unterhaus prinzipiell für den Brexit-Deal von Premierminister Boris Johnson gestimmt habe, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Aber beim Brexit ist nichts einfach." Denn die Abgeordneten votierten anschließend gegen den engen Zeitplan für die endgültige Verabschiedung des Gesetzes. Der von Johnson angestrebte EU-Austritt seines Landes zum 31. Oktober scheint damit vom Tisch. "Der Brexit-Ball liegt nun wieder bei der EU, welche über die genaue Ausgestaltung der bereits beantragten Verlängerung entscheiden muss", sagte BayernLB-Analyst Manuel Andersch.

Vor diesem Hintergrund hielten sich Anleger mit Engagements beim Pfund Sterling zurück. Die britische Währung notierte kaum verändert bei 1,2868 Dollar und 1,1566 Euro. Anleger griffen dagegen vermehrt zur "Antikrisen-Währung" Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1493,28 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Begehrt waren zudem deutsche und Schweizer Staatsanleihen. Dies drückte die Renditen der jeweiligen zehnjährigen Titel auf bis zu minus 0,406 und minus 0,612 Prozent.

Gefragt war auch die türkische Währung, nachdem sich Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin auf die Einrichtung einer Sicherheitszone in Nord-Syrien geeinigt hatte. Dollar und Euro verbilligten sich daraufhin um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 5,7859 und 6,4338 Lira.

TRÜBE STIMMUNG IM TECHNOLOGIESEKTOR

Am Aktienmarkt gerieten vor allem die Technologiewerte unter Verkaufsdruck. Der europäische Branchenindex verlor ein Prozent. Auslöser der Verkäufe waren enttäuschende Zahlen von Texas Instruments. Umsatz und Gewinn des US-Chipherstellers blieben hinter den Analystenprognosen zurück. Außerdem warnte das Unternehmen für das laufende Quartal vor einem Ergebnis deutlich unter Markterwartungen. Dieser pessimistische Ausblick komme zwar nicht völlig überraschend, belaste aber die Stimmung im gesamten Sektor, sagte ein Börsianer. Die europäischen Chip-Hersteller Infineon und STMicro büßten jeweils etwa 2,5 Prozent ein. Die Titel von Texas Instruments waren im nachbörslichen US-Handel um fast zehn Prozent eingebrochen.

Lange Gesichter gab es auch bei den Bierbrauern. Der Weltmarktzweite Heineken engte seine Gewinnprognose auf den unteren Rand der angepeilten Spanne ein. Die Aktien verloren daraufhin in Amsterdam 2,3 Prozent. Die Papiere der Konkurrenten Anheuser-Busch und Carlsberg gaben bis zu 1,1 Prozent nach.