Reuters

Gutachter schmettert Forderungen von Drillisch ab - Anleger fliehen

25.10.2019
um 12:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Ein vorläufiges Gutachten in einem Streit zwischen dem Telekomkonzern Telefonica Deutschland und 1&1 Drillisch hat am Freitag die Aktien des Mobilfunkanbieters und seiner Mutter United Internet in den Keller geschickt.

Die Papiere von Drillisch und United Internet büßten im MDax ein Fünftel ihres Wertes ein. Die Anleger ergriffen die Flucht, nachdem die beiden Firmen am Vorabend ihre Gewinnprognosen in Reaktion auf das Urteil des unabhängigen Sachverständigen gesenkt hatten. Auf der Gewinnerseite standen dagegen die Papiere von Telefonica Deutschland mit einem Plus von gut vier Prozent.

Drillisch senkte die Prognose für den operativen Gewinn (Ebitda) für das laufende Geschäftsjahr wegen Mehrkosten in dieser Höhe um 85 Millionen Euro auf rund 690 Millionen Euro. United Internet reduzierte nach eigenen Angaben seine Ebitda-Prognose um ebenfalls 85 Millionen auf 1,25 Milliarden Euro. Dem Antrag von 1&1 Drillisch auf rückwirkende Senkung der Vorleistungspreise sei nicht stattgegeben worden, erklärte Drillisch am Donnerstagabend. Das Schiedsgutachten sei noch nicht endgültig, die finale Fassung im November zu erwarten.

Telefonica Deutschland teilte mit, der Sachverständige habe die vertraglich festgelegten Preise bestätigt und lehne die von Drillisch geforderten Senkungen ab. Der Vertrag war laut Telefonica Teil der Auflagen für die Übernahme von E-Plus 2014. Damals habe sich Telefonica verpflichtet, bis zu 30 Prozent seiner Netzkapazität an einen Wettbewerber ohne eigenes Netz zu verkaufen, nämlich Drillisch. "Dieser kommerziell ausgehandelte Vertrag spricht 1&1 Drillisch das Recht zu, eine Überprüfung der vereinbarten Preise zu verlangen", hieß es in der Mitteilung. Weitere Verfahren zur Preisüberprüfung liefen noch. Bei diesen erwartet Drillisch Ergebnisse im kommenden Jahr.

Die Analysten des Bankhauses Hauck & Aufhäuser urteilten mit Blick auf Drillisch: "Das ist natürlich negativ und belastet die Aktie." Aber die übrigen laufenden Verfahren könnten immer noch im Sinne von Drillisch entschieden werden. Die Experten vom Bankhaus Lampe hatten damit gerechnet, dass Drillischs Forderungen stattgegeben würden, da die Mobilfunkpreise deutlich gefallen seien. Die Analysten vom Broker Jeffries gehen noch einen Schritt weiter: "Die Tatsache, dass Drillisch den Gutachter nicht von seiner Sicht überzeugen konnte, belastet die Glaubwürdigkeit des Managements."

1&1 AG

WKN 554550 ISIN DE0005545503
1&1 AG Chart
1&1 AG Chart

Telefonica Deutschland Holding AG

WKN A1J5RX ISIN DE000A1J5RX9

United Internet AG

WKN 508903 ISIN DE0005089031