Reuters

Hongkong berichtet von Angriff auf Justizministerin in London

15.11.2019
um 08:57 Uhr

Hongkong (Reuters) - Die Proteste gegen die Hongkonger Regierung haben eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Nach Angaben der Führung in der chinesischen Sonderverwaltungszone wurde Justizministerin Teresa Cheng in London von Demonstranten angegriffen und verletzt. Das wäre die erste direkte Auseinandersetzung zwischen einem Hongkonger Regierungsmitglied und den Demonstranten - noch dazu im Ausland. Cheng war in der britischen Hauptstadt, um für Hongkong unter anderem als Geschäftsmetropole zu werben. China legte offiziell Beschwerde in Großbritannien ein und forderte, dass die mutmaßlichen Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Hongkonger Regierung zufolge hat Cheng "schwere körperliche Schäden" erlitten. Die chinesische Botschaft in London teilte mit, Cheng sei zu Boden gedrückt und an der Hand verletzt worden.

In Hongkong selbst hat sich die Lage in den vergangenen Tagen zugespitzt. Demonstranten legten erneut weite Teile der Stadt lahm. Schulen blieben geschlossen, Autobahnen wurden blockiert. Nach Behördenangaben starb am Donnerstag ein 70 Jahre alter Straßenkehrer, der offenbar der erste Tote infolge von Gewalt seitens der Demonstranten ist. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, dass er von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde, der von einem maskierten Demonstranten geworfen worden war. Anfang des Monats war ein Student gestorben, nachdem er bei Protesten in einem Parkhaus von einem Stockwerk heruntergestürzt war.

Die Kundgebungen in der Sonderverwaltungszone Hongkong hatten im Juni als Widerstand gegen einen inzwischen zurückgezogenen Gesetzentwurf begonnen, der Auslieferungen Beschuldigter an die Volksrepublik China ermöglichen sollte. Doch die Demonstranten sehen auch allgemeine Freiheiten gefährdet, die die ehemalige britische Kronkolonie seit der Übergabe an China 1997 noch genießt und setzten ihre Proteste fort.