Reuters

Zeitung - Auch Deutsche Börse könnte um Börse Madrid buhlen

19.11.2019
um 13:57 Uhr

Frankfurt/Madrid (Reuters) - Die Deutsche Börse könnte einem Zeitungsbericht zufolge in den milliardenschweren Bieterkampf um die Börse Madrid (BME) einsteigen.

Die Überlegungen des Frankfurter Dax-Konzerns seien noch in einem frühen Stadium, berichtete die spanische Wirtschaftszeitung "La Expansion" unter Berufung auf Finanzkreise. Die spanische Zeitung "Cinco Dias" nannte darüber hinaus die Hongkonger Börse als Interessenten, die erst vor kurzem mit ihrem Übernahmeangebot für die Londoner Börse LSE abblitzte. Die Deutsche Börse, die Hongkonger Börse und die BME lehnten am Dienstag eine Stellungnahme ab.

Die Schweizer Börse SIX hatte am Montag eine Offerte über 2,8 Milliarden Euro für die BME vorgelegt. Gleichzeitig buhlt auch die Mehrländerbörse Euronext um die BME, einen der letzten unabhängigen Handelsplätze auf dem Kontinent. Kämen die Schweizer mit dem größten Deal in ihrer Firmengeschichte zum Zug, würden sie die Deutsche Börse als Nummer drei in Europa verdrängen. Europäischer Marktführer ist die Londoner LSE, die selbst gerade mit der Übernahme des Datenanbieters Refinitiv beschäftigt ist, vor Euronext. Seit Jahren schließen sich in Europa und auch weltweit die ehemals nationalen Börsen zusammen, um Skalenvorteile zu heben.

Bolsas y Mercados Espanoles, wie die Gesellschaft mit vollem Namen heißt, betreibt alle Börsen und Finanzmärkte in Spanien. BME kämpft seit einigen Jahren mit rückläufigen Umsätzen und Gewinnen: 2018 stand bei 304 Millionen Euro Umsatz unter dem Strich ein Nettoergebnis von 136 Millionen Euro. Dennoch bietet die SIX mit 34 Euro je BME-Aktie einen Aufschlag von gut einem Drittel gegenüber dem Schlusskurs vor der Vorlage der Offerte.

Six-Chef Jos Dijsselhof bezeichnete das Angebot am Dienstag als fair. Auf die Frage, ob die Schweizer bei einem konkurrierenden Gebot zu einer Erhöhung ihrer Offerte bereit seien, sagte er: "Wir werden sehen, was in Zukunft passiert."

Die Deutsche Börse ist seit längerem auf der Suche nach Übernahmen, konzentriert sich dabei aber nicht auf Betreiber von Aktienmärkten. Börsenchef Theodor Weimer will im Datengeschäft, im Anleihen-, Devisen- und Rohstoffhandel sowie im Fondsservicegeschäft zukaufen. Für Übernahmen hat der Dax-Konzern nach eigenen Angaben rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung, doch die Preise und die Konkurrenz um Übernahmeziele sind hoch. Das Vorhaben, sich die Devisenhandelsplattform FXall von Refinitiv einzuverleiben, scheiterte an der Übernahme des Datenanbieters durch die LSE.

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