Reuters

Börsen legen vor EZB-Sitzung zu - Briten-Wahl und Zölle im Blick

12.12.2019
um 11:22 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die ablaufende Frist für neue Zölle und die schicksalshafte Parlamentswahl in Großbritannien vor Augen haben sich Europas Aktienanleger nur vorsichtig nach vorne gewagt.

Dax und EuroStoxx50 gewannen am Donnerstag jeweils 0,3 Prozent auf 13.185 und 3698 Punkte.

Investoren warten gespannt, ob die neuen US-Zölle auf chinesische Konsumgüter am 15. Dezember in Kraft treten oder nicht. Insidern zufolge will sich US-Präsident Donald Trump am Donnerstag dazu mit Beratern treffen. "Diese Entscheidung dürfte auch die Richtung der Handelsgespräche definieren – ob es zu einem ersten Teilabkommen kommt oder der Konflikt eskaliert", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader.

Bei einer Einigung werden nach Einschätzung von NordLB-Analyst Bernd Krampen Zinssenkungen in den USA erstmal vom Tisch sein. Auch die US-Notenbank Fed sieht momentan keine Notwendigkeit zu handeln. Sie ließ die Leitzinsen am Mittwoch wie erwartet unverändert. Zugleich signalisierte sie, dass sie einstweilen eine Pause bei erneuten Zinsschritten einlegen will. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 0,3 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 97,038 Punkten.

Im Blick haben Investoren nun die erste Pressekonferenz der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde, bei der allerdings keine Überraschungen erwartet werden. Experten erwarten, dass sie die lockere Geldpolitik von Mario Draghi grundsätzlich fortführen wird. "Die angekündigte Überprüfung des Inflationsziels wird sicherlich eine längere Zeit in Anspruch nehmen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Hier wird es noch nichts Konkretes geben."

LANGE WAHLNACHT IN GROSSBRITANNIEN ERWARTET

Spannender wird es in Großbritannien: Sollte bei den britischen Wahlen Premierminister Boris Johnson wie in den Umfragen vorhergesagt die absolute Mehrheit erringen, würde dem EU-Austritt Großbritanniens Ende Januar 2020 Experten zufolge kaum noch etwas im Wege stehen. Bei einem erneuten Patt im Unterhaus befürchten Experten dagegen eine Verlängerung des Brexit-Dramas mit entsprechenden Belastungen für die britische Wirtschaft und das Pfund Sterling. Der jüngsten Erhebung vom Mittwochabend zufolge kämen Johnsons Tories auf 41 Prozent der Wählerstimmen und die oppositionelle Labour-Partei auf 36 Prozent. Ob dies für eine Mehrheit der Sitze reichen würde, blieb offen. Am Donnerstagvormittag notierte die britische Devise wenig verändert bei 1,32 Dollar. Der Londoner Leitindex kletterte um 0,4 Prozent. Die Wahllokale schließen um 23 Uhr MEZ.

ARAMCO MEHR ALS ZWEI BILLIONEN WERT

Saudi Aramco blieb auf der Überholspur. Einen Tag nach seinem Rekord-Börsengang knackte der Ölkonzern die Marke von zwei Billionen Dollar Marktkapitalisierung. Die Titel kletterten erneut um zehn Prozent auf 38,7 Riyal (umgerechnet 10,32 Dollar), gaben dann aber im Handelsverlauf wieder leicht nach und lagen noch fünf Prozent im Plus. Saudi Aramco stellt damit Apple als bislang teuerstes börsennotiertes Unternehmen weit in den Schatten. Der US-iPhonehersteller kommt auf einen Börsenwert von rund 1,2 Billionen Dollar.

Am deutschen Aktienmarkt griffen Anleger angesichts eines Auftrages für einen Windpark in Chile bei Nordex zu. Die Aktien des Windkraftanlagen-Bauers stiegen um 2,1 Prozent. Auch europäische Chipwerte waren nach positiven Vorgaben für den Sektor aus Asien und den USA gefragt. An der Dax-Spitze standen Infineon mit einem Plus von knapp zwei Prozent, bei den Nebenwerten stachen Siltronic mit einem Aufschlag von 3,8 Prozent heraus.