Reuters

Deutschland rutscht an Weltbörsen weiter ab - Aramco Nummer eins

30.12.2019
um 09:27 Uhr

München (Reuters) - Die größten Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Dax spielen an den Weltbörsen eine immer geringere Rolle.

Mit SAP, Siemens und Linde finden sich zum Ende des Jahres nur noch drei von ihnen unter den 100 am höchsten bewerteten Konzernen der Welt, wie aus einer am Montag veröffentlichten Erhebung der Unternehmensberatung EY und aus Daten des Anbieters Refinitiv hervorgeht. Vor einem Jahr gehörte auch die Allianz zu den "Top 100", vor zwei Jahren spielten noch sechs "Blue Chips" aus Deutschland in der ersten Börsenliga mit. "Es gibt einen massiven Bedeutungsverlust Deutschlands an den Weltbörsen", sagt EY-Deutschland-Chef Hubert Barth. "Ganz oben geben andere Nationen den Ton an, in erster Linie die USA und China."

Der teuerste gelistete Konzern überhaupt kommt aber erstmals aus Saudi-Arabien: Der Öl-Riese Saudi Aramco wird nach seinem Börsengang im Herbst mit 1,88 Billionen Dollar bewertet (Stand: 27. Dezember) - doch ist nur ein Bruchteil der Aramco-Aktien handelbar. Dominiert wird die Börsen-Rangliste ansonsten wie gehabt von den USA. Von dort kommen sieben der zehn am höchsten bewerteten Unternehmen der Welt: Apple hat mit einem Börsenwert von 1,29 Billionen Dollar Microsoft (1,21 Billionen) überholt, das die "Top Ten" vor zwölf Monaten noch angeführt hatte. Dahinter folgen die Internet-Riesen: Die Google-Mutter Alphabet mit 933 Milliarden, Amazon mit 927 Milliarden und Facebook mit 593 Milliarden Dollar.

Auch die zwei chinesischen Unternehmen, die in die amerikanische Phalanx einbrechen können, kommen aus der Online-Welt. Auf Rang sechs liegt Alibaba (578 Milliarden) und auf Platz acht Tencent (471 Milliarden). "Die Investoren trauen den Digitalkonzernen zu, die Wirtschaft zukünftig noch stärker zu prägen, funktionierende digitale Ökosysteme zu schaffen und Regeln aufzustellen, denen andere Branchen folgen müssen", sagt Barth. Das sei auch ein Grund für den Abstieg Europas in der Börsen-Rangliste - hier dominiert die produzierende Industrie, der wenige Investoren großes Wachstumspotenzial zumessen. Vor der Finanzkrise hatten laut EY 46 der 100 wertvollsten Konzerne ihren Sitz in Europa, heute sind es nur noch halb so viel.

DREI SCHWEIZER VOR SAP

Nicht von ungefähr ist das mit Abstand wertvollste deutsche Unternehmen SAP - das Aushängeschild der IT-Branche. Mit einer Marktkapitalisierung von 165,5 Milliarden Dollar rangiert der Walldorfer Software-Spezialist weltweit auf Rang 49. Die Nummer eins in Europa kommt aus der Schweiz: Der Nahrungsmittelkonzern Nestle wird an der Börse mit 323 Milliarden Dollar bewertet und ist damit global die Nummer 15. Auch die Schweizer Pharmakonzerne Roche und Novartis liegen klar vor der deutschen Nummer eins.

Siemens schafft es mit einem Börsenwert von 111,5 Milliarden Dollar knapp unter die "Top 100". Der Industriegase-Weltmarktführer Linde (114,0 Milliarden, Platz 95) ist zwar Mitglied im Dax, hat aber seinen Firmensitz in Irland und wird aus den USA heraus geführt. Der Luftfahrtriese Airbus (115,6 Milliarden, Platz 94) hat ebenfalls deutsche Wurzeln. Der wachsende Rückstand Deutschlands hat auch mit dem Abstieg der Chemie- und Autoindustrie zu tun. Bayer kämpft noch immer mit den Glyphosat-Klagen nach der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto und ist binnen zwei Jahren von Platz 85 auf 143 abgestürzt, BASF sogar von Rang 92 auf 176. Daimler hat in 24 Monaten ein Drittel seines Börsenwertes verloren und ist damit im Ranking hinter Adidas zurückgefallen. Der Marktwert des Sportartikelkonzerns hat sich im selben Zeitraum auf 63 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht.

Allianz SE

WKN 840400 ISIN DE0008404005

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067

Apple Inc.

WKN 865985 ISIN US0378331005

Meta Platforms Inc.

WKN A1JWVX ISIN US30303M1027

Microsoft Corp.

WKN 870747 ISIN US5949181045

Nestle S.A.

WKN A0Q4DC ISIN CH0038863350

SAP SE

WKN 716460 ISIN DE0007164600

Siemens AG

WKN 723610 ISIN DE0007236101