Reuters

Institut - Fortschritte beim Ökostrom reichen nicht für 2030-Ziel

07.01.2020
um 13:22 Uhr

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Trotz des weiteren Vormarsches der Erneuerbaren Energien wird Deutschland nach Einschätzung von Experten beim Ökostrom seine Ausbauziele bis 2030 wohl verfehlen.

2020 werde sich die Zubauflaute der Windenergie an Land kaum legen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Forschungsinstituts Agora Energiewende. Der Zubau werde voraussichtlich in einer Größenordnung von gut einem Gigawatt liegen. Die Solarenergie werde wohl ähnlich stark ausgebaut wie 2019 mit vier Gigawatt. Und auch die Windenergie auf See dürfte durch die Inbetriebnahme der neuen Windparks Ende 2019 oder Anfang 2020 um etwa ein Gigawatt zulegen. "Insgesamt sind diese Mengen jedoch nicht ausreichend, um die 2030-Erneuerbaren-Ausbauziele zu erreichen."

In Deutschland sollen dann 65 Prozent des Stromverbrauchs von erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dies ist auch die Basis für die Klimaziele der Regierung. Der Ausbau der Windenergie an Land wird derzeit jedoch durch langwierige Genehmigungsprozesse, fehlende Flächen sowie mangelnde Akzeptanz bei Anwohnern ausgebremst.

ÖKOSTROM AUF REKORDNIVEAU - BRAUNKOHLE VERLIERT AN BEDEUTUNG

Im vergangenen Jahr sei in Deutschland dennoch soviel Ökostrom wie noch nie produziert worden, schrieben die Experten von Agora. Die Erneuerbaren hätten beim Strom einen Anteil von rund 42,6 Prozent und damit erstmals in etwa genauso viel wie Kernenergie, Braun- und Steinkohle zusammen. Maßgeblich hierfür sei ein gutes Wind- und Sonnenjahr gewesen. Der Ausbau bei Wind und der Photovoltaik liefere jedoch kaum Impulse. Er liege unter dem Niveau, das für das 2030-Ziel notwendig sei.

Deutlich gesunken sind hierzulande nach den Zahlen für das vergangene Jahr die Treibhausgasemissionen. Der CO2-Ausstoß sei um gut sechs Prozent beziehungsweise um mehr als 50 Millionen auf Tonnen auf 811 Millionen Tonnen zurückgegangen. Gegenüber 1990 sei dies ein Minus von 35 Prozent. Dies geht Agora zufolge vor allem auf den Stromsektor zurück, wo Braun- und Steinkohle einen deutlichen Rückgang allein aus wirtschaftlichen Gründen verzeichnet hätten. Mehr Ökostrom, günstige Gaskraftwerke und höhere Preise für Verschmutzungsrechte zum Ausstoß von Kohlendioxid drängen insbesondere ältere Kohlekraftwerke aus dem Markt.

In den Bereichen Verkehr und Gebäude gebe es einen steigenden Bedarf an Diesel, Erdgas, Benzin und Heizöl, so dass hier die Emissionen nicht gesunken und im Verkehrssektor sogar angestiegen seien. "Im Verkehr sorgte der steigende Anteil an SUVs für einen Anstieg der Emissionen", kritisierte das Institut, das sich auch in die politische Diskussion immer wieder einschaltet. Bei Verkehr, Gebäude und Industrie bestehe ein erheblicher Nachbesserungsbedarf, um die 2030er Klimaziele zu erreichen.

Die Automobilbranche steht seit längerer Zeit unter Druck, stärker umweltfreundlichere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Die Branche hatte 2019 ein Rekordjahr verbucht. Die Zahl der Neuzulassungen kletterte nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts um fünf Prozent auf 3,6 Millionen Fahrzeuge. Die deutlichsten Zuwächse verbuchten SUV mit 21 Prozent und Geländewagen mit plus 20,3 Prozent.

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

WKN 522000 ISIN DE0005220008

Ford Motor Co.

WKN 502391 ISIN US3453708600

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

RWE AG

WKN 703712 ISIN DE0007037129

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039