Reuters

GM-Tochter Opel kämpft sich langsam an Gewinnzone heran

21.10.2015
um 15:56 Uhr

- von Jan Schwartz

Detroit/Hamburg (Reuters) - Opel arbeitet sich langsam an die für 2016 angepeilte Gewinnzone heran: Der Detroiter Mutterkonzern General Motors (GM) verringerte den Betriebsverlust im Europageschäft im dritten Quartal um 40 Prozent auf 231 Millionen Dollar.

Nach neun Monaten steht noch gut eine halbe Milliarde Dollar Verlust in den Büchern, etwa halb soviel wie vor Jahresfrist. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann rief die Belegschaft in einem Brief zum Schlussspurt auf: "Wir wollen in die Gewinnzone zurückkehren." Der Rüsselsheimer Autobauer könne dieses Ziel erreichen und dabei den Absatz und Marktanteil steigern.

Im Zeitraum Juli bis September konnte Opel den Betriebsverlust allerdings nicht so stark eindämmen wie im vorangegangenen zweiten Quartal. Das lag auch daran, dass der neue Kompaktwagen Astra gerade angelaufen ist und somit zunächst Kosten zu Buche schlagen. Einen ersten Anschub beim Gewinn durch den neuen Bestseller erhofft sich die Marke mit dem Blitz im Schlussquartal.

In den ersten neun Monaten belasteten zudem Kosten von 354 Millionen Dollar im Zusammenhang mit dem Rückzug aus Russland die Bilanz. Opel hatte sein Werk in Sankt Petersburg zur Jahresmitte dichtgemacht. Der Autobauer reagierte damit auf die Krise der russischen Wirtschaft und die Abwertung des Rubel. Die Folge war - wie bei anderen Autobauern auch - ein drastischer Rückgang der Verkaufszahlen. Europaweit steigerte Opel den Absatz dank neuer Modelle bis Ende September leicht um 33.000 Stück auf rund 850.000 Fahrzeuge. 2016 will Opel dann von einer fast komplett erneuerten Modellpalette profitieren: "Wir werden im kommenden Jahr das Durchschnittsalter unserer Modelle von 4,7 auf 2,9 Jahre verringern", so Neumann.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass Opel schon in den nächsten Monaten an die Gewinnschwelle heranfahren kann. Mit dem neuen Astra stiegen im vierten Quartal die Verkäufe an die Händler in Europa, sagte der Leiter des CAR-Center an der Uni Duisburg-Essen. Zudem verbessere sich der Modell-Mix, denn der Astra sei teurer als ein Corsa oder Karl. Und schließlich sei damit zu rechnen, dass auch im vierten Quartal die Verkaufszahlen in den südeuropäischen Märkten insgesamt kletterten. Die Voraussetzungen seien damit gut, dass Opel 2016 Gewinne schreibe, sagte Dudenhöffer.

Der Umsatz von GM - dem nach Volkswagen und Toyota weltweit drittgrößten Autobauer - schrumpfte im dritten Quartal wegen des starken Dollar um ein Prozent auf 38,8 Milliarden Dollar. Dank des florierenden Amerikageschäfts und robuster Erträge in China legte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) aber um ein Drittel auf 3,1 Milliarden Dollar zu. Da GM insgesamt 1,5 Milliarden Dollar an Strafen und Schadenersatz im Zusammenhang mit dem Skandal um defekte Zündschlösser verbuchte, schrumpfte der den Aktionären zuzurechnende Nettogewinn leicht auf 1,4 Milliarden Dollar. Weil die Analystenerwartungen dabei übertroffen wurden, verteuerte sich die GM-Aktie in New York um mehr als vier Prozent.

General Motors Co.

WKN A1C9CM ISIN US37045V1008

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039