Reuters

Vonovia gewinnt immer mehr Fans für Mega-Wohnungsdeal

21.10.2015
um 16:16 Uhr

- von Kathrin Jones und Arno Schuetze und Alexander Hübner

Frankfurt (Reuters) - Im Übernahmepoker auf dem deutschen Wohnungsmarkt wendet sich das Blatt zugunsten der Marktführerin Vonovia.

Mit ISS und Glass Lewis haben nun gleich zwei einflussreiche Aktionärsberater erklärt, ein Zusammengehen von Vonovia mit der Nummer zwei der Branche, Deutsche Wohnen, sei sinnvoller als die von Deutsche Wohnen bevorzugte Fusion mit der kleineren Rivalin LEG. Denn bei der großen Lösung würde mehr Wert geschaffen, die Synergien seien höher. Die Empfehlung von Glass Lewis wurde am Mittwoch bekannt. Das letzte Wort haben nun die Aktionäre. Vor allem angelsächsische Fonds richten sich in der Regel nach dem Rat der Aktionärsberater.

Für ISS und Glass Lewis ist es eine Kehrtwende. Beide hatten zunächst den acht Milliarden Euro schweren LEG-Deal unterstützt, den Deutsche Wohnen im September angekündigt hatte. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn will sich mit der Übernahme in Nordrhein-Westfalen eine neue Wachstumsregion erschließen, da ihm das bisherige Stammgebiet Berlin zu teuer geworden ist. Um die Pläne durchzusetzen, braucht er auf der Hauptversammlung am 28. Oktober aber eine Dreiviertel-Mehrheit der Aktionäre hinter sich. Das ist eine hohe Hürde, erst recht seit Vonovia vergangene Woche mit einer feindlichen Offerte dazwischengrätschte: Vorstandschef Rolf Buch will Deutsche Wohnen kaufen - aber nur, wenn die LEG-Pläne zuvor durchfallen. Zusammen kommen beide Unternehmen auf bundesweit eine halbe Million Wohnungen. Mit 14 Milliarden Euro inklusive Schulden wäre es der größte Deal, den es auf dem deutschen Immobilienmarkt je gegeben hat. Das Deutsche-Wohnen-Management lehnt ihn allerdings ab, unter anderem weil der Preis zu niedrig sei.

Offen ist nun, ob die Hauptversammlung in einer Woche überhaupt stattfindet. Deutsche Wohnen wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern, lud aber kurzfristig zu einer Telefonkonferenz an diesem Donnerstag ein. Vonovia wollte die jüngsten Entwicklungen nicht kommentieren.

MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND

Sowohl Zahn als auch Buch sind seit Tagen auf Werbetour bei den großen Investoren, um sie von ihrer Story zu überzeugen. Besonders umgarnt: Die Schnittmenge an Aktionären, die sowohl bei Deutsche Wohnen als auch bei Vonovia investiert sind, manche sind auch noch bei der LEG im Boot. Sollte der LEG-Deal kippen, wäre es bereits der zweite Rückschlag für den Deutsche-Wohnen-Chef in diesem Jahr: Im Frühjahr scheiterte bereits die Übernahme der österreichischen Conwert.

Daher rückt nun die Frage nach der Verteidigungsstrategie in den Vordergrund. Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten: Deutsche Wohnen könnte die LEG-Übernahme noch vor der Hauptversammlung abblasen und zugleich betonen, dass das Unternehmen eigenständig bessere Zukunftsaussichten hat, als wenn es von Vonovia geschluckt wird. Das würde zumindest die Überzeugungsarbeit für Vonovia erschweren, die den Anlegern lediglich eine Prämie von sieben Prozent in Aussicht gestellt hat. Oder aber Zahn holt zum Gegenschlag aus und sucht sich ein neues Übernahmeobjekt, zu dessen Finanzierung das Kapital erhöht werden müsste. Denn wenn dieser Fall vor Ende November eintritt, wäre das Übernahme-Angebot von Vonovia hinfällig, wie der Vorstand erklärt hatte.

Allerdings gibt es auf dem deutschen Immobilienmarkt nach der jüngsten Konsolidierungswelle kaum noch große Wohnungsportfolios, die im Markt sind. Ausnahme könnte ein Paket von rund 14.000 Wohnungen sein, das die Augsburger Immobilienfirma Patrizia im Frühjahr für rund 900 Millionen Euro von einem skandinavischen Fonds gekauft hatte. Patrizia will das Portfolio zum Höchstpreis weiterverwerten - entweder als Fondskonstruktion oder als Verkauf an einen strategischen Bieter, wie aus Branchenkreisen verlautete. Insidern zufolge ist nicht ausgeschlossen, dass Deutsche Wohnen hier bereits Gespräche führt. Das Unternehmen selbst wollte sich dazu nicht äußern. Von Patrizia-Seite hieß es, es gebe noch keinen Verkaufsprozess.

Deutsche Wohnen SE

WKN A0HN5C ISIN DE000A0HN5C6

LEG Immobilien SE

WKN LEG111 ISIN DE000LEG1110

PATRIZIA SE

WKN PAT1AG ISIN DE000PAT1AG3
PATRIZIA SE Chart
PATRIZIA SE Chart