Reuters

IG Metall dringt vor Tarifrunde auf sichere Jobs im Branchenumbruch

16.01.2020
um 16:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die IG Metall will in der anstehenden Tarifrunde neben höheren Entgelten die Beschäftigungssicherung in der vom Strukturwandel geschüttelten Metall- und Elektroindustrie zum zentralen Thema machen.

Sichere und gute Arbeitsplätze hätten beim überwiegenden Teil der Beschäftigten hohe Priorität, erklärte der Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, am Donnerstag nach der ersten Diskussion über ein Forderungspaket der Gewerkschaft. "Beschäftigungssicherung sowie Qualifizierung und Weiterbildung für neue Aufgaben stehen deshalb weit oben auf unserer Agenda." Ähnlich äußerten sich die anderen Bezirke, die allesamt tagten.

Die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sind sich einig, dass vor allem der Wandel der Autoindustrie zur Elektromobilität mit tariflichen Regeln erleichtert werden muss. Sie verlangen gemeinsam zudem Unterstützung vom Staat. Eine Ausweitung der Regeln für Kurzarbeit ist bereits in Arbeit, aber noch umstritten. Gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hatten IG Metall und Gesamtmetall am Mittwoch bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt einen Forderungskatalog an die Bundesregierung vorgelegt.

Die Wende zu klimafreundlichen Autos, aber auch die Energiewende und die Digitalisierung setzen die größte deutsche Industrie mit ihren gut vier Millionen Beschäftigten unter Druck. Der Umbruch kostet Milliarden und gefährdet zig Tausende Arbeitsplätze, während zugleich der globale Konjunkturabschwung in den letzten beiden Jahren die stark exportabhängige Branche schwächte. Viele Firmen stellen nach fast zehn Jahren Boom auf Sparen um, bauen Arbeitsplätze ab oder führen Kurzarbeit ein.

KONJUNKTURDELLE ODER KRISE?

Die IG Metall ist allerdings viel zuversichtlicher im Hinblick auf eine Erholung der Wirtschaft als die Arbeitgeber. Es gebe derzeit nur eine konjunkturelle Delle, erklärte der Bezirksleiter Bayerns, Johann Horn. Wirtschaftsforscher erwarteten 2020 eine Erholung. Die Firmen verdienten gut. "Es gibt also keinen Grund für eine Lohnzurückhaltung, sondern es gibt einen Verteilungsspielraum." Die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg hatten in dieser Woche gefordert, die dauerhaft geltenden tariflichen Erhöhungen sollten wegen der Belastung im Strukturwandel einige Jahre eingefroren werden. Das Tarifniveau sei in den vergangenen Jahren zu stark gestiegen. Der Arbeitgeberverband Metall in NRW mahnte, es müsse einfache und effiziente Tarifregeln für den Mittelstand geben.

Konkrete Forderungen wird der IG-Metall-Vorstand am 4. Februar empfehlen. Sie sollen nach erneuter Diskussion in den Regionen am 26. Februar beschlossen werden. Mitte März starten dann die ersten Verhandlungsrunden in den Bezirken. Die Laufzeit der geltenden Tarifverträge endet am 31. März. Warnstreiks sind nach dem Ende der Friedenspflicht ab 29. April möglich.

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