Reuters

Deutsche-Bank-Boss erwartet keine schnelle Umsetzung von Bankenunion

23.01.2020
um 12:02 Uhr

Davos/Frankfurt (Reuters) - Eine europäische Bankenunion ist nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing frühestens in zwei bis drei Jahren möglich.

"Selbst unter einer deutschen EU-Ratspräsidentschaft werden wir in kommenden zwölf Monaten nicht so weit sein", sagte der 49-Jährige beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Skiort Davos am Donnerstag. "Ich hoffe, wir können das Projekt in den nächsten zwei bis drei Jahren abschließen." Nach 13 Jahren übernimmt Deutschland am 1. Juli 2020 wieder den Vorsitz des Rates der Europäischen Union (EU).

Vor allem die Privatbanken rufen nach einer Bankenunion und einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung. Diese ist aber bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken heftig umstritten, weil sie ihre eigenen Institutsgarantien haben. "Ich bin ein großer Fan der Bankenunion", sagte Sewing. "Wir brauchen sie definitiv für Europa." Das Thema steht seit mehr als fünf Jahren auf der Agenda, ist aber wegen Widerständen dagegen bislang nicht weit gekommen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte Anfang November in der Debatte um eine EU-Einlagensicherung allerdings Kompromissbereitschaft gezeigt und die Steine wieder ins Rollen gebracht. Er verspricht sich davon stärkere Banken.

Sewing plädierte in Davos auch für ein Ende der aktuellen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). "Die Kluft zwischen den Menschen, die von dieser Art der Geldpolitik profitieren, und denen, die überhaupt keinen Nutzen haben, weil sie Geld verlieren, wird immer größer." Die EZB habe den Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes verpasst. "Irgendwann muss man diesen Teil der negativen Zinssätze verlassen, und wir sind an einem Punkt, an dem die Geldpolitik an ihre Grenzen stößt".

Die EZB-Währungshüter treffen sich am Donnerstag erstmals in diesem Jahr. Im Fokus steht die von der neuen Präsidentin Christine Lagarde geplante Strategieüberprüfung.

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