Reuters

Amazon entzückt Anleger erneut mit Gewinn

23.10.2015
um 11:42 Uhr

- von Anya George Tharakan und Alexandria Sage

San Francisco/Bangalore (Reuters) - Amazon hält sich trotz der Milliardensummen verschlingenden Expansion in den schwarzen Zahlen.

Der weltgrößte Online-Händler fuhr das zweite Quartal in Folge einen Gewinn ein und sorgte damit für einen Kurssprung an der Börse. Der US-Konzern, der sonst wegen hoher Investitionen oft rote Zahlen schreibt, kam in den Sommermonaten überraschend auf einen Überschuss von 79 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Verlust von 437 Millionen Dollar in der Bilanz gestanden. Amazon-Aktien verteuerten sich daraufhin außerbörslich um elf Prozent auf 625 Dollar.

Der vor 20 Jahren als Buchhändler gestartete Konzern steckt Milliarden in Smartphones und Tablets, Videos, eigene Filme sowie Spiele. Damit will der umtriebige Firmengründer Jeff Bezos Apple, Google und dem aufstrebenden Video-Portal Netflix Paroli bieten und Wachstumsfelder besetzen. Ende August hatte Amazon - beim größten Zukauf der Firmengeschichte - fast eine Milliarde Dollar für die Videospiele-Plattform Twitch bezahlt. Damit können mehr eigene Inhalte angeboten werden, die dann unter anderem auf dem Streamingdienst Instant Video und dem Kindle-Tablet laufen.

Bezos hatte immer wieder betont, dass ihm die Investitionen und ein steigender Umsatz wichtiger sind, als die Anteilseigner mit Gewinnen zu beglücken. Doch das scheint sich inzwischen zu ändern, nachdem im zweiten Quartal unter dem Strich bereits ein Plus von 92 Millionen Dollar stand. Finanzchef Brian Olsavsky sagte nun, die richtige Balance zu finden, werde nicht immer einfach. Das Unternehmen aus Seattle wolle weiterhin sehr viel investieren. Amazon werde zugleich aber auch nach Wegen suchen, die Kosten im Rahmen zu halten.

NORDAMERIKA UND CLOUD-GESCHÄFT TREIBEN WACHSTUM AN

Gut lief es für den Online-Händler vor allem in Nordamerika, der größten Region für den Konzern. Hier betrug der Zuwachs gut 28 Prozent. Weltweit kletterten die Quartalserlöse um 23 Prozent auf 25,36 Milliarden Dollar. Im besonders wichtigen Weihnachtsquartal wird mit einem Plus von 14 bis 25 Prozent auf dann 33,50 bis 36,75 Milliarden Dollar gerechnet.

Auch das Cloud Computing - die Auslagerung von Speicher- und Rechendienstleistungen ins Internet - schiebt Amazon weiter an. In der Sparte Internetdienste (Amazon Web Services, AWS) stieg der Umsatz um 78 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Das Unternehmen zählt inzwischen mehr als eine Million AWS-Kunden in 190 Ländern. Konkurrenten sind hier unter anderem SAP, IBM und Microsoft. Auch bei Microsoft sorgt das Cloud-Geschäft für einen Schub. Der Software-Riese übertraf im abgelaufenen Vierteljahr die Analystenerwartungen.

Mei Amazon müsse jedoch hinterfragt werden, wie lange das Wachstumstempo der Cloud so hoch bleiben könne, sagte Analyst Colin Gillis vom New Yorker Finanzhaus BGC Partners. "Aber im Moment ist AWS die Lokomotive", ergänzte er. "Und das wird auch erst mal so bleiben."

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067

Apple Inc.

WKN 865985 ISIN US0378331005

International Business Machines Corp.

WKN 851399 ISIN US4592001014

Microsoft Corp.

WKN 870747 ISIN US5949181045

Netflix Inc.

WKN 552484 ISIN US64110L1061

SAP SE

WKN 716460 ISIN DE0007164600