Reuters

Luxusgüterbranche steht wegen Corona glanzloses Jahr bevor

11.02.2020
um 11:37 Uhr

- von Silvia Aloisi

Mailand (Reuters) - Erst die Unruhen in Hongkong, nun der grassierende Coronavirus in China:

Der Glanz und Glamour gewohnten Luxusgüterbranche rund um Marktführer LVMH, Burberry oder Estee Lauder droht ein tristes Jahr 2020. Experten erwarten für den zuletzt boomenden Sektor bestenfalls ein geringes Wachstum, vielleicht auch gar keins. Jefferies-Analyst Flavio Cereda senkte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf ein von zuvor fünf Prozent. "Das Rückstand liegt bei rund zwölf Milliarden Euro, und das Risiko besteht darin, dass dieses Jahr de facto ein Totalausfall wird", beschrieb er die Aussichten für die Luxusgüterbranche. Für das erste Quartal prognostizierte er einen Rückgang der chinesischen Luxusausgaben um mehr als ein Drittel.

"Da die Chinesen ein Drittel des Luxuspublikums ausmachen, bedeutet jeder Prozentpunkt, der beim Verkauf verloren geht, eine beträchtliche Auswirkung auf den Gewinn", erläutert David Perrotta, Manager beim britischen Berater Planet. Gerade die Nachfrage der Chinesen hat die globale Luxusgüterbranche im vergangenen Jahrzehnt beflügelt. Das Beratungsunternehmen Bain & Company schätzt, dass das Land 2019 mit einem Anstieg der Ausgaben um 26 Prozent auf 30 Milliarden Euro 90 Prozent des weltweiten Wachstums auf 281 Milliarden Euro getragen hat. Dabei geben die Chinesen am meisten Geld bei Einkäufen im Ausland aus - in Europa durchschnittlich 790 Euro pro Einkauf. Laut den Berechnungen von Planet kann dieser Betrag aber auf 2800 Euro steigen, wenn Schmuck ins Spiel kommt.

Doch die Reiselust ist nun gebremst: Um die Ausbreitung des Cornavirus in Grenzen zu halten, sind ganze Städte in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abgesperrt und Flüge gestrichen worden. Einige Länder, einschließlich der USA, verbieten Besuchern, die kürzlich in China waren, den Zutritt. Der Ausbruch des Coronavirus brachte auch schon die Geschäfte rund um das chinesische Neujahrsfest zum Erliegen - im vergangenen Jahr hatten die Chinesen in dieser Zeit noch rund 150 Milliarden Dollar für Reisen und Restaurants ausgaben.

BURBERRY, VERSACE & Co DAMPFEN BEREITS ZIELE EIN

Zuletzt hatte die britische Modefirma Burberry über Einbußen in der Volksrepublik geklagt. Von den eigenen 64 Filialen in Festland-China wurden 24 geschlossen. Die noch geöffneten Geschäfte verzeichneten deutlich weniger Kundschaft und verkürzten ihre Öffnungszeiten. Das Geschäft mit chinesischen Touristen in Europa und anderen Regionen außerhalb Chinas sei zwar noch nicht betroffen, erklärte der Konzern. Wegen der Reisebeschränkungen werde aber damit gerechnet.

Auch die Kosmetikfirma Estee Lauder, der Coach-Handtaschen-Hersteller Tapestry und Capri, Eigentümer von Michael Kors, Versace und Jimmy Choo, kürzten wegen des Virusausbruchs ihre Gewinnprognosen. Ralph Lauren schloss die Hälfte seiner 110 Geschäfte im Land der Mitte, und der Schmuckhersteller Pandora erklärte, das Geschäft in China sei zum Erliegen gekommen.

Der Louis Vuitton-Eigentümer LVMH, weltweit größter Luxuskonzern, ist durch sein florierendes US-Geschäft zwar besser gewappnet. Der Vorstand erklärte, eine Eindämmung der Virusausbreitung bis Ende März werde keine allzu starken Auswirkungen auf das Gesamtgeschäft haben. In Hongkong brach der Umsatz im vierten Quartal allerdings um 40 Prozent ein, und die Virus-Epidemie dürfte das Geschäft weiter beeinträchtigen.

American Airlines Group Inc.

WKN A1W97M ISIN US02376R1023
American Airlines Group Inc. Chart
American Airlines Group Inc. Chart

Anglo American PLC

WKN A0MUKL ISIN GB00B1XZS820
Anglo American PLC Chart
Anglo American PLC Chart

Burberry Group PLC

WKN 691197 ISIN GB0031743007

Compagnie Financière Richemont AG

WKN A1W5CV ISIN CH0210483332

Estee Lauder Companies Inc.

WKN 897933 ISIN US5184391044

Kering S.A.

WKN 851223 ISIN FR0000121485

L OREAL INH. EO 0,2

WKN 853888 ISIN FR0000120321

LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE

WKN 853292 ISIN FR0000121014

Ralph Lauren Corp.

WKN A1JD3A ISIN US7512121010

The Swatch Group AG

WKN 865126 ISIN CH0012255151

Tiffany & Co.

WKN 872811 ISIN US8865471085