Reuters

Lichttechnikkonzern Osram verschärft Sparkurs

18.02.2020
um 14:47 Uhr

München (Reuters) - Vor der Übernahme durch den Sensorhersteller AMS verschärft der kriselnde Lichttechnikkonzern Osram seinen Sparkurs.

"Wir wollen die Kosten im Zeitraum von 2018 bis 2022 insgesamt um bis zu 300 Millionen Euro senken", sagte Finanzvorstand Ingo Bank am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Bisher hatte sich Osram Einsparungen von 220 Millionen Euro vorgenommen, unter anderem durch den Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Auf dem Prüfstand stehen unverändert Strukturen und Abläufe, das Geschäftsportfolio und Verwaltungskosten, bekräftigte Bank. Das Sparprogramm komme schneller voran als erwartet. Osram hatte nach einem Verlust in dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 im zurückliegenden ersten Geschäftsquartal 2019/20 wieder einen Gewinn geschrieben. Osram-Chef Olaf Berlien bekräftigte die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr 2019/20, fügte aber hinzu, die geschäftlichen Auswirkungen des Coronavirus infolge der Betriebsunterbrechungen bei Lieferanten und Kunden seien bisher nicht absehbar.

AMS aus Premstätten bei Graz hat nach langem Ringen rund 60 Prozent der Osram-Aktien eingesammelt. Nach einer für August erwarteten außerordentliche Osram-Hauptversammlung zum geplanten Beherrschungsvertrag will AMS den Münchner Konzern von der Börse nehmen. Berlien, der die Übernahme zunächst abgelehnt hatte, warb am Mittwoch noch einmal für das Zusammengehen: "Gemeinsam mit AMS hat Osram eine gute Zukunft." Die Geschäfte des Münchner LED-Spezialisten und des österreichischen Sensoranbieters ergänzten sich, so dass beide gemeinsam neue Produkte etwa in der Gesundheitsdiagnostik oder für Fahrassistenzsystemen anbieten könnten.

Weil eine Zustimmung von Kartellbehörden in aller Welt zu der Übernahme noch aussteht, waren die Österreicher auf der Hauptversammlung lediglich mit ihrem bisherigen Stimmrechtsanteil von rund 20 Prozent vertreten. Insgesamt nahmen nach Angaben von Aufsichtsratschef Peter Bauer gut 49 Prozent des Kapitals an dem Aktionärstreffen teil. Dass die Hälfte der Aktionäre fehlt, ist für Osram nicht ungewöhnlich: Im vergangenen Jahr kamen knapp 54 Prozent.

Aktionärsvertreter äußerten die Sorge, dass die bis zu 4,6 Milliarden Euro schwere Übernahme scheitern könnte. So gilt die Finanzierung von AMS durch eine Kapitalerhöhung und durch Kredite als ambitioniert. "Geht da was schief, dann hätten wir einen Continental-Schaeffler-Fall", sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt. Der Autozulieferer Schaeffler hatte sich bei der Übernahme von Continental vor Jahren beinahe verhoben. "Je teurer die Übernahme, desto höher ist der Spardruck", gab Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu bedenken.

Die Übernahme war auf heftigen Widerstand von Arbeitnehmern in Deutschland gestoßen, die weitere Arbeitsplätze in Gefahr sehen. Ein Kleinaktionär, der nach eigenen Angaben selbst Osram-Mitarbeiter ist, äußerte am Dienstag seinen Unmut über den Stellenabbau und die Übernahme. Unter dem Beifall weiterer Aktionäre rief er Berlien zu: "Ihr Name wird immer mit der Zerschlagung von Osram verbunden sein."

ams-OSRAM AG

WKN A118Z8 ISIN AT0000A18XM4

OSRAM Licht AG

WKN LED400 ISIN DE000LED4000