Reuters

Condor-Chef sieht Wachstumschancen unter dem Dach der polnischen LOT

21.02.2020
um 10:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Ferienflieger Condor hat keine Zweifel am Gelingen der Übernahme durch die polnische Flughafengesellschaft PGL mit ihrer Airline LOT.

Das Schutzschirmverfahren der Airline werde bis Anfang oder Mitte April abgeschlossen, erklärte Condor-Chef Ralf Teckentrup am Donnerstagabend. Dann fließe das Geld von PGL, so dass der staatlich verbürgte Rettungskredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau fristgerecht zurückgezahlt werden könne. Nach der Freigabe der Fusion durch das Bundeskartellamt in dieser Woche stünden noch die Entscheidungen der Kartellbehörden der Türkei, Spaniens und Zyperns aus. "Wir können erst nach allen kartellrechtlichen Freigaben mit PGL in die Planung der Zukunft einsteigen. Vorher dürfen wir das nicht diskutieren", sagte Teckentrup.

Condors Existenz war durch die Pleite des früheren Mutterkonzerns Thomas Cook im September gefährdet. Die Bundesregierung und das Land Hessen gewährten einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro, weil die Airline alleine profitabel arbeitet und mit ihr ein wichtiger Anbieter am Luftfahrtmarkt weggefallen wäre. Die großen deutschen Reiseveranstalter setzten sich für Condor ein, wollen sie doch nicht zu stark von der Lufthansa und ihrer Billigtochter Eurowings abhängig werden. Den Staatskredit wird Condor nach früheren Aussagen nicht vollständig brauchen. Zum Kaufpreis, den LOT bezahlt, äußerten sich die Unternehmen nicht. Insidern zufolge sind es rund 300 Millionen Euro.

Die Fluggesellschaft durchläuft ein auf Sanierung gerichtetes Insolvenzverfahren. Mitte März sollen die Gläubiger über den Insolvenzplan abstimmen. Insgesamt sind es sieben Gruppen von Gläubigern, darunter die Bundesagentur für Arbeit und der für Betriebsrenten gerade stehende Pensionssicherungsverein. Dieser lehnt den Plan bisher noch ab und fordert LOT müsse rund 50 Millionen Euro an Pensionsverpflichtungen übernehmen, wie ein Insider Reuters sagte. Theoretisch kann er einen zügigen Abschluss des Insolvenzverfahrens blockieren, würde damit aber das Ende von Condor riskieren und letztlich leer ausgehen.

Teckentrup bekräftigte, er sehe unter dem Dach von PGL gute Perspektiven für die Condor-Flotte mit ihren über 50 Flugzeugen und knapp zehn Millionen Passagieren im Jahr. "Wir haben viel vor, wir werden auch wachsen - im nächsten Winter werden wir zweistelliges Wachstum hinbekommen, aber sicher nicht um 25 oder 30 Prozent." Die Geschäftslage derzeit sei ermutigend. So werde die kürzlich erst eingeführte Business Class auf der Kurz- und Mittelstrecke mit circa 20.000 Buchungen gut angenommen. "Wir werden das Konzept zum 1. Mai auch auf der Langstrecke einführen", kündigte Teckentrup an.