Reuters

Auftakt im Londoner Auslieferungsverfahren gegen Assange

24.02.2020
um 13:07 Uhr

London (Reuters) - Zum Auftakt der Anhörungen im britischen Verfahren um eine Auslieferung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA haben die Vereinigten Staaten ihre Vorwürfe unterstrichen.

Der 48-Jährige habe das Leben von Menschen in Gefahr gebracht, sagte Anwalt James Lewis, der die USA vertritt, am Montag in dem Londoner Gerichtssaal. Dies sei geschehen, indem er Material verbreitet habe, das auch in Teilen nicht unkenntlich gemacht worden sei. So seien Namen von Informanten, Journalisten sowie Dissidenten und anderen im Irak und Afghanistan, die den USA und deren Verbündeten geholfen hätten, an die Öffentlichkeit gelangt. Auch habe Assange sich mit der IT-Spezialistin und Ex-US-Streitkräfteangehörigen Chelsea Manning verschworen, um Rechner des Verteidigungsministeriums zu hacken. Journalismus sei keine Entschuldigung für Verbrechen. Die Behauptung der Verteidigung, Assange könne in den USA zu 170 Jahren Gefängnis verurteilt werden, wies Lewis als Übertreibung zurück.

Der Australier Assange hatte über seine Enthüllungsplattform WikiLeaks Hunderttausende geheime US-Berichte und Diplomatendepeschen veröffentlicht, die er von sogenannten Whistleblowern bekam. Die USA werfen ihn in 18 Anklagepunkten unter anderem Verstoß gegen ein Spionagegesetz vor. Er selbst hat erklärt, das Auslieferungsgesuch sei politisch motiviert von denjenigen, die durch seine Veröffentlichungen in Erklärungsnot geraten seien. Nach Auffassung seiner Anhänger ist Assange ein Held, der Machtmissbrauch aufgedeckt habe. Um einer Auslieferung zu entgehen, hatte sich Assange in die Botschaft Ecuadors geflüchtet und dort sieben Jahre gelebt, bevor ihm 2019 das Asyl entzogen wurde. Er wurde festgenommen und kam in ein Londoner Hochsicherheitsgefängnis.