Reuters

Seehofer plädiert für Absage der Berliner Tourismusmesse ITB

27.02.2020
um 17:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Bundesinnenminister Horst Seehofer spricht sich wegen des Coronavirus für eine Absage der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin aus.

"Ich persönlich bin der Meinung, dass man sie nicht durchführen sollte", sagte der CSU-Politiker am Donnerstag der "Wirtschaftswoche". Das Risiko bei einer solch großen Tourismusmesse mit Vertretern auch aus betroffenen Regionen und mit erwarteten 150.000 Besuchern sei nicht kalkulierbar. Zuvor hatte Seehofer auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin gesagt, es müsse abgewogen werden zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Interessen. Der von der Bundesregierung eingerichtete Krisenstab solle am Freitag eine Empfehlung geben, ob Messen wie die ITB abgesagt werden sollten.

Spahn hatte betont, Entscheidungen über Absagen von Großveranstaltungen wie Messen müssten letztlich Länder und kommunale Behörden treffen. Die Messe Berlin als ITB-Ausrichter steht nach Angaben einer Sprecherin im engen Austausch mit der zuständigen Amtsärztin und mit dem Land Berlin als Eigentümer der Messe. Derzeit sei keine Absage geplant, aber die Lage werde laufend neu bewertet. Die ITB hatte am Mittwoch auf Anweisung der Gesundheitsbehörden ihre Vorkehrungen gegen das Coronavirus verschärft. Aussteller, die in den vergangenen 14 Tagen in den Risikogebieten in China, Iran, Italien oder Südkorea waren, Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person hatten oder Symptome wie Fieber oder Husten aufweisen, erhalten demnach keinen Zutritt zum Messegelände. Dies werde nun auch auf Fachbesucher ausgeweitet, sagte die Sprecherin.

Die ITB öffnet ab 4. März ihre Tore für Branchenvertreter, private Besucher haben am Wochenende 7./8. März Zutritt zur weltgrößten Tourismusmesse. Im vorigen Jahr hatte die ITB rund 160.000 Besucher, davon etwa 110.000 vom Fach. Zudem gab es rund 10.000 Aussteller aus etwa 180 Ländern.

Der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte, es sei täglich neu abzuwägen, ob man Großveranstaltungen absagen solle. Die Wahrscheinlichkeit steige aber, dass solche Events ausfielen. Denn wenn es mit der Ausbreitung des Coronavirus immer mehr Fälle im Ausland gebe, dann nehme auch die Gefahr zu, dass solche Menschen zu Messen kommen und andere anstecken.