Reuters

Rekordjahre sind bei Henkel vorbei - Neue Strategie soll helfen

05.03.2020
um 14:37 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Der über Jahre erfolgsverwöhnte Konsumgüterkonzern Henkel stellt nach einem Gewinnrückgang 2019 keine rasche Besserung in Aussicht.

"Die Entwicklung unseres Unternehmens entspricht nicht unseren Ambitionen", räumte der neue Henkel-Chef Carsten Knobel am Donnerstag ein. 2019 trat der Hersteller von Pritt und Persil beim organischen Umsatz auf der Stelle, die Erträge schrumpften. Henkel kämpft vor allem in seinem Kosmetik- sowie seinem Klebstoffgeschäft mit Rückgängen.

Auch im laufenden Jahr rechnen die Düsseldorfer mit sinkenden Gewinnen - zudem belasten die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus. Hinter seine Prognose setzte der stark in Asien engagierte Dax-Konzern ein Fragezeichen. Knobel will das Ruder herumreißen und mit einem Bündel von Maßnahmen mittelfristig das Wachstum ankurbeln: "Dies ist der erste Schritt einer Reise, die uns noch lange beschäftigen wird." Einzelne Marken und Geschäfte mit einem Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro stellt er zur Disposition.

Das Henkel-Management hatte in der Vergangenheit die Kosten gedrückt und die Margen auf immer neue Höhen getrieben. Doch seit 2018 läuft es nicht mehr rund. Knobel, der seit 2012 im Vorstand sitzt und zum Jahreswechsel neuer Chef wurde, will nun verstärkt auf Umsatzwachstum, Innovationen und Investitionen setzen. "Wir haben aus der Vergangenheit gelernt", sagte er: "Wir haben zu stark auf Kostensenkungen und Margen und zu wenig auf Wachstum gesetzt." "Wir sind insgesamt nicht zufrieden mit den Ergebnissen, die wir erreicht haben", fügte er hinzu. Der organische Umsatz stagnierte 2019, die Gewinne schrumpften, der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank etwa um 7,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Die über Jahre an steigende Dividenden gewohnten Anteilseigner müssen sich mit einer Ausschüttung auf Vorjahreshöhe bescheiden. Henkel-Aktien notierten gegen Mittag mit einem Minus von über vier Prozent bei 82,86 Euro.

KLEINERES UMSATZPLUS ANGEPEILT ALS BEIERSDORF

Für 2020 hatte Henkel die Anleger bereits auf einen weiteren Gewinnrückgang eingestimmt. Die bereinigte Umsatzrendite werde etwa voraussichtlich bei rund 15 Prozent liegen nach 16 Prozent 2019. Auch beim Umsatz macht Henkel wenig Hoffnung: Das organische Umsatzwachstum soll in einer Bandbreite von null bis zwei Prozent liegen. Damit rangiert Henkel hinter Konkurrent Beiersdorf, der ein organisches Umsatzplus in einer Spanne zwischen drei und fünf Prozent anpeilt. Im ersten Quartal lastete zudem die Corona-Krise auf Henkel. Rund 100 Millionen Euro Umsatz werde diese wohl kosten, sagte Finanzvorstand Marco Swoboda. Welche Folgen die Krise auf die Prognose im Jahresverlauf haben werde, sei schwer vorauszusagen.

Knobel will Henkel nun wieder auf Wachstum trimmen. Dabei sollen auch Zukäufe eine Rolle spielen: "Henkel wird seine starke Bilanz nutzen, um wichtige Akquisitionen zu tätigen." Er ließ sich aber nicht in die Karten schauen, ob Henkel für die Wella-Haarpflege bieten wird, die Konkurrent Coty zum Verkauf gestellt hat. Zugleich wollen sich die Düsseldorfer auch von Geschäften trennen, für die sie keine Wachstumsperspektiven mehr sehen. Henkel habe "Marken und Kategorien mit einem Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Euro identifiziert, von denen rund 50 Prozent bis 2021 veräußert oder eingestellt werden sollen". Welche das sein sollen, wollte Knobel noch nicht sagen. Er setzt zudem auf Innovationen und Digitalisierung. Henkel wolle Wachstumsinvestitionen in Werbung, Digitalisierung und IT gegenüber dem Jahr 2018 um 350 Millionen Euro erhöhen. Mittel- und langfristig solle der Konzern wieder ein organisches Umsatzwachstum zwischen zwei und vier Prozent erreichen.

BEIERSDORF AG O.N.

WKN 520000 ISIN DE0005200000

HENKEL AG+CO.KGAA VZO

WKN 604843 ISIN DE0006048432