Reuters

Niedriger Ölpreis und Corona-Krise setzen Wintershall Dea zu

18.03.2020
um 12:42 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea kämpft mit heftigem Gegenwind durch die niedrigen Ölpreise und die Corona-Krise.

"Es besteht kein Zweifel, dass 2020 ein äußerst herausforderndes Jahr für die Branche sein wird", sagte Vorstandschef Mario Mehren am Mittwoch. "In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hatten wir bereits ein hohes Maß an Unsicherheit in der Weltwirtschaft." Mit dem Coronavirus sei ein weiterer Belastungsfaktor hinzugekommen. Zudem stürzte der Ölpreis Anfang März um bis zu ein Drittel ab - der größte Einbruch seit Januar 1991, zu Beginn des ersten Golfkrieges. Vorstandschef Mehren versucht gegenzusteuern: Das Investitionsprogramm von Wintershall Dea wird deutlich gekürzt und die Dividende bis auf Weiteres ausgesetzt.

Mehren geht davon aus, dass sich die negativen Folgen durch das Coronavirus vor allem im ersten und zweiten Quartal erheblich auswirken werden. Bislang sei die Produktion des Unternehmens aber trotz der Pandemie stabil. Die Öl- und Gaspreise werden nach seiner Einschätzung deutlich unter den Vorjahrespreisen bleiben. Eine seriöse Prognose für den Ölpreis in diesem Jahr sei nicht möglich. Die Investitionen in Produktion und Entwicklung sollen auf 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro von 1,5 Milliarden in 2019 sinken. Das ist ein Fünftel weniger, als der Konzern eigentlich geplant hatte. Das Explorationsbudget soll auf 150 bis 250 Millionen Euro von 341 Millionen im vergangenen Jahr gekürzt werden.

Die durchschnittliche Tagesproduktion soll sich in diesem Jahr auf 600.000 bis 630.000 (2019: 617.000) Barrel Öläquivalent (BOE) belaufen. Darin ist die Produktion in Libyen, die durch den Krieg in dem Land stark beeinträchtigt ist, nicht berücksichtigt. Inklusive Libyen stieg die Produktion im vergangenen Jahr um neun Prozent auf ein Rekordniveau von 642.000 BOE. Der Konzern senkte zwar seine durchschnittlichen Produktionskosten um 20 Prozent auf 4,30 Dollar pro BOE. Gleichwohl sank der Betriebsgewinn 2019 (Ebitdax) wegen des schwierigen Rohstoffpreisumfelds um 21 Prozent auf 2,83 Milliarden Euro.

Wintershall Dea war im vergangenen Mai aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea hervorgegangen. Dadurch entstand Europas größter Gas- und Ölproduzent. BASF hält an dem Gemeinschaftsunternehmen 67 Prozent, die Investorengruppe LetterOne 33 Prozent. Mehren sagte, die Integration laufe plangemäß. Ab 2022 erwartet er unverändert Synergien von mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr. Hinter dem für dieses Jahr bislang geplanten Börsengang stehen aber angesichts der Einbrüche an den weltweiten Aktienmärkten Fragezeichen. Mehren bekräftigte, das Unternehmen wolle bis Mitte des Jahres bereit dafür sein, über den richtigen Zeitpunkt müssten aber die Anteilseigner entscheiden. Die hatten immer betont, der Börsengang sei "abhängig von den Marktbedingungen" für die zweite Jahreshälfte geplant. Reuters hatte aber kürzlich von Insidern erfahren, dass der Gang aufs Parkett wegen der Corona-Krise und des Ölpreiskrieges zwischen Russland und Saudi Arabien womöglich auf Eis gelegt wird.

BASF SE NA O.N.

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