Reuters

Firmen rennen Banken die Bude ein - Hohe Nachfrage nach KfW-Krediten

24.03.2020
um 17:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die deutschen Banken und Sparkassen werden von Anträgen für die KfW-Notfallkredite zur Bewältigung der Corona-Krise überrollt.

Allein die Deutsche Bank erhielt von Kunden deutlich mehr als 2000 konkrete Anträge, wie ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses am Dienstag sagte. Auf den Tischen der Commerzbank-Firmenkundenberater landeten nach Angaben der Bank Anfragen im hohen vierstelligen Bereich. Gut ein Drittel davon erfülle die Kriterien für die KfW-Kredite. Die Institute rechnen damit, dass die Zahl der Kreditanträge in den kommenden Tagen weiter stark steigen wird. Die Bundesregierung hat den Unternehmen wegen der Corona-Krise Liquiditätshilfen in unbegrenzter Höhe versprochen.

An die KfW leiteten die deutschen Geldhäuser bis zum Dienstagmittag Anträge auf Notfallkredite im Gesamtvolumen von 1,985 Milliarden Euro weiter, wie ein KfW-Sprecher sagte. Der weitaus größte Anteil von 1,968 Milliarden Euro entfalle auf vier Darlehensanfragen. Unklar blieb, welche Unternehmen diese Anträge gestellt haben. Lufthansa und TUI, die beide wegen der Corona-Krise ins Straucheln gekommen sind, gaben an, noch keine Kreditanträge eingereicht zu haben. Eine Sprecherin des Ferienfliegers Condor erklärte, der Konzern habe einen Antrag auf Unterstützung bei der Bundesregierung abgegeben. Zur Summe machte sie aber keine Angaben.

Das Informationsbedürfnis der deutschen Unternehmen ist riesig. Die KfW etwa zählte am Montag, zum Start des Corona-Hilfsprogramms, rund 135.000 Zugriffe auf die Internetseite, auf der die Details zu den Corona-Förderkrediten stehen, wie ein Sprecher berichtete. Außerdem habe es 3600 telefonische Anfragen von Unternehmen über das Info-Center der Förderbank gegeben.

Unternehmen können die Notfall-Darlehen der KfW seit Anfang der Woche beantragen. Die Gelder sollen dann schnellstmöglich über die Hausbanken ausgezahlt werden. Die Sonderkredite stehen Firmen zur Verfügung, die wegen der raschen Virusausbreitung in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind und Liquidität zur Überbrückung brauchen. Die KfW und damit der Staat übernehmen je Kredit ein Ausfallrisiko von bis zu 90 Prozent.

BANKEN GEHEN IN VORLEISTUNG

Banken und Sparkassen versprachen, die Finanzierungsanfragen schnell zu bearbeiten und gegebenenfalls in Vorleistung zu gehen. "In besonders dringlichen Fällen sind Sparkassen bereits für Förderinstitute in Vorleistung getreten und haben unmittelbar Förderkredite ausgezahlt, obwohl ihr die entsprechenden Deckungsmittel von der KfW erst zeitverzögert zur Verfügung gestellt werden", sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Obwohl wegen der Ausbreitung des Corona-Virus viele Bankbeschäftigte im Home Office arbeiten, gebe es keine Verzögerungen bei den Prozessen. Bei den Sparkassen in Köln und Hamburg habe es am Montag und Dienstag mehr als 3000 Beratungsgespräche zu dem Thema gegeben.

Deutsche Bank und Commerzbank erklärten, sie hätten bereits Darlehen genehmigt. "Die ersten Förderkredite sind bereits bewilligt und werden voraussichtlich noch diese Woche ausgezahlt", sagte der Deutsche-Bank-Sprecher. Die Commerzbank habe erste Anträge positiv beschieden. "Diese werden in dieser Woche an die KfW sowie andere Förderinstitute weitergeleitet", hieß es dort. Um die Auszahlung zu beschleunigen, verlässt sich die KfW bei Summen unter drei Millionen Euro allein auf die Kreditprüfung der Geschäftsbanken und verzichtet auf die sonst übliche Kfw-eigene Antragsprüfung.

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125