Reuters

USA überrunden China - Höchste Zahl an Coronavirus-Fällen

27.03.2020
um 07:37 Uhr

New York/Washington (Reuters) - In den USA sind inzwischen so viele Infektionen mit dem Coronavirus registriert wie in keinem anderen Land der Welt.

Mit mehr als 82.000 gemeldeten Fällen überrundeten die USA China, wo laut am Freitag veröffentlichten Zahlen zuletzt über 81.000 Erkrankungen gezählt wurden. In Italien, dem Zentrum der Pandemie in Europa, sind mehr als 80.500 Ansteckungen bekannt. In den USA starben bisher über 1200 Menschen an der durch das Virus ausgelösten Krankheit Covid-19. Sie grassiert derzeit vor allem in der Metropole New York. Als nächster Brennpunkt gilt unter Experten New Orleans, wo Karnevalsfeiern die Verbreitung beschleunigt haben sollen. In beiden Städten drohten Beatmungsgeräte knapp zu werden.

Die University of Washington hält einer Studie zufolge in den kommenden vier Monaten mehr als 81.000 Virus-Tote in den USA für möglich. Manche Schätzungen gingen sogar von der doppelten Zahl aus, andere dagegen von 38.000 Todesopfern, sagte Studienleiter Christopher Murray. Die große Abweichung begründete er damit, dass die unterschiedlich schnelle Ausbreitung des Virus in verschiedenen Regionen den Forschern Rätsel aufgebe. Bis Juni könnte die Welle abebben, so Murray.

US-Präsident Donald Trump geht nach eigenen Worten davon aus, dass die USA die Virus-Krise bis spätestens August überwunden haben werden. Dann ist der Parteitag seiner republikanischen Partei geplant. "Wir werden nicht absagen", betonte Trump in einem Interview des Fernsehsenders Fox News. "Ich glaube, dass wir schon lange vorher in großartiger Form sein werden." Trump und seine Krisenberater hatten am 16. März Einschränkungen des öffentlichen Lebens angewiesen, um den Virus-Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Die Maßnahmen sollten zunächst 15 Tage, also bis Ende März, gelten.

Vize-Präsident Mike Pence, der den Kampf der Washingtoner Regierung gegen die Pandemie koordiniert, Trump am Wochenende neue Empfehlungen für das weitere Vorgehen unterbreiten. Der Präsident habe klar gemacht, dass er das "Land öffnen" und die Wirtschaft wieder in Gang bringen wolle. Pence betonte, dies werde "verantwortungsvoll" geschehen.

Im Kampf gegen die wirtschaftliche Folgen der Pandemie hat Trumps Regierung ein gut zwei Billionen Dollar schweres Hilfspaket auf den Weg gebracht. Darüber soll das Repräsentantenhaus am Freitag ab neun Uhr Ortszeit (14 Uhr MEZ) debattieren, wie die Kongresskammer am Donnerstag mitteilte. Für die Aussprache sind zwei Stunden angesetzt. Über die Abstimmungsmodalitäten herrschte angesichts der Abwesenheit zahlreicher Abgeordneter aufgrund der Pandemie noch Unklarheit. Am Mittwoch hatte der Senat das Hilfsprogramm nach zähem Ringen abgesegnet.

Das Coronavirus hatte seinen Ursprung um die Jahreswende in der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Aus der umliegenden Provinz Hubei mit ihren rund 60 Millionen Einwohnern wurden am Donnerstag keine Neu-Infektionen mehr gemeldet. In der gesamten Volksrepublik wurden 55 Neu-Infektionen registriert. Unter diesen Fällen sei zum ersten Mal seit drei Tagen auch wieder eine sogenannte örtliche Infektion, so die Behörden. Alle anderen Fälle stünden aber im Zusammenhang mit Reisenden aus dem Ausland. Insgesamt seien damit jetzt 81.340 Infektionen bekannt. Für Mittwoch hatten die Behörden 67 neue Erkrankungen gemeldet. Die Zahl der Todesopfer stieg bis Donnerstag um fünf auf 3.292.