Reuters

Banken drücken wegen Corona die Pause-Taste beim Jobabbau

27.03.2020
um 11:17 Uhr

Frankfurt/New York (Reuters) - Die Deutsche Bank und zahlreiche Großbanken in anderen Ländern legen ihre Pläne zum Abbau zehntausender Jobs wegen der Corona-Krise auf Eis.

Man wolle den Mitarbeitern in einer solch schwierigen Phase mehr Sicherheit geben, erklärte Deutschlands größtes Geldhaus. Der Chef der US-Investmentbank Morgan Stanely, James Gorman, versicherte seinen Beschäftigten, alle Arbeitsplätze seien in diesem Jahr sicher. Auch die britische Bank HSBS und die spanische Santander machen beim Stellenabbau erst einmal Pause.

"Um in der derzeitigen Situation zusätzliche emotionale Belastungen zu vermeiden, werden wir vorerst keine weiteren Mitarbeiter persönlich mit Blick auf unseren geplanten Stellenabbau ansprechen", schrieben Deutsche-Bank-Vorstand Fabrizio Campelli und der neue Personalchef Michael Ilgner in einem Brief an die rund 87.000 Beschäftigten, der Reuters am Freitag vorlag und über den Bloomberg zuerst berichtet hatte. Dies gelte so lange, bis sich die Lage stabilisiert habe. Die Bank hatte im vergangenen Sommer einen Konzernumbau auf den Weg gebracht, bei dem 18.000 Jobs wegfallen sollen.

Die Ankündigung ändere nichts an den Umbauzielen der Bank, betonten die beiden Manager in dem Brief. Alle bereits laufenden Gespräche mit Mitarbeitern über den Abbau ihrer Jobs liefen weiter und auch die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern würden fortgesetzt. Um die Corona-Krise zu überstehen, prüft die Deutsche Bank auch Kurzarbeit in manchen Geschäftsbereichen. Das Institut hat wie viele andere Geldhäuser Filialen geschlossen.

BANKEN WOLLEN AUF ALLES VORBEREITET SEIN

Die Bekämpfung des Coronavirus stellt Volkswirtschaften auf der ganzen Welt vor riesige Herausforderungen. Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008/09 stehen diesmal nicht die Banken im Zentrum. Sie sind zur Zeit eher gefordert, die ins Straucheln geratenen Unternehmen mit Liquiditätskrediten zu Versorgen. Finanzaufseher fordern die Banken auch zum Dividendenverzicht auf.

Weil keiner weiß, wie es weitergeht und wann das zum Stillstand gekommene Leben in der Öffentlichkeit wieder Fahrt aufnimmt, wollen Banken auf alles vorbereitet sein, wie Reuters von mehreren Bankmanagern erfuhr. So könne es einen plötzlichen Anstieg der Aktivitäten geben, wenn die Städte wieder öffneten, die Menschen wieder arbeiteten und die Märkte sich in einigen Monaten normalisierten. Möglich sei auch das Gegenteil, einer lange anhaltenden Wirtschaftskrise. Dann müssten Abbaupläne gegenenfalls neu überlegt werden. "Es besteht die Gefahr, dass man Versprechungen macht, die man letztlich nicht halten kann. Niemand weiß, was kommt", sagte Personalberater Alan Johnson.

"Am Ende dieses Jahres werden wir wissen, womit wir es zu tun haben, und hoffentlich wird die Wirtschaft bis dahin auf dem Weg der Besserung sein", schrieb Morgan-Stanley-Chef Gorman in einem Memo an die 57.000 Mitarbeiter der US-Instituts. Der Chef der Citigroup, Mike Corbat, setzte den geplanten Jobabbau einem Insider zufolge ebenfalls zunächst aus. Bei der britischen Bank HSBC, die weltweit rund 35.000 Jobs streichen will, wird beim Großteil der Stellenstreichungen erst einmal pausiert, wie Bankchef Noel Quinn ankündigte. Aber auch Einstellungen werde es zunächst nicht mehr geben.

Citigroup Inc.

WKN A1H92V ISIN US1729674242

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

HSBC Holdings PLC

WKN 923893 ISIN GB0005405286

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005

The Goldman Sachs Group Inc.

WKN 920332 ISIN US38141G1040

Wells Fargo & Co.

WKN 857949 ISIN US9497461015