Reuters

Studie - Deutschland könnte Bonitäts-Bestnote wegen Viruskosten verlieren

27.03.2020
um 14:42 Uhr

London (Reuters) - Das enormen Ausgaben im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise könnte Deutschland einer Studie zufolge die höchste Bonitätsnote AAA kosten.

"Deutschlands massives Konjunkturpaket bedeutet, dass es die Einhaltung seiner selbst auferlegten Regel des ausgeglichenen Haushalts aussetzen muss", sagte der Forschungsabteilung von Credit Benchmark, David Carruthers, am Freitag in London. Das erhöhe das Ausfallrisiko auf 1,24 Basispunkte. Ein AAA-Rating sei aber üblicherweise nur bis maximal 1,25 Punkten zu halten. "Das bringt es sehr nahe an eine Herabstufung", sagte Carruthers. Credit Benchmark ist ein privates Unternehmen, das die internen Einschätzungen zu Kreditrisiken von mehr als 40 Finanzinstituten auf der ganzen Welt zusammenfasst.

Die Ratingagentur Scope hält ungeachtet des drohenden Konjunktureinbruchs und der Milliardenoffensive des Bundes gegen dessen Folgen an der höchsten Bonitätsnote für Deutschland fest. "Deutschland droht trotz der Virus-Krise keine Herabstufung", sagte Analyst Bernhard Bartels kürzlich Reuters. Scope bewertet die Bonität ebenso wie die anderen Ratingagenturen mit "AAA". Im Falle einer Herabstufung könnten Investoren einen höheren Risikoaufschlag verlangen, wenn sie dem deutschen Staat Geld leihen, was wiederum für den Bund mehr Zinskosten verursachen würde. Die Spitzennote wanke selbst dann nicht, wenn die Wirtschaftsleistung um 20 Prozent einbrechen sollte. "Die Bundesrepublik hat im europäischen Vergleich einen großen Spielraum, auch wegen der soliden Finanzpolitik der vergangenen Jahre", führte Bartels aus.

Der Bund hat ein Paket von bis zu 750 Milliarden Euro geschnürt, um den Schaden des Coronavirus-Ausbruchs für Europas größte Volkswirtschaft zu mildern. Deutschland ist bereit, zum ersten Mal seit 2013 wieder neue Schulden aufzunehmen.