Reuters

Luftfahrtverband IATA rechnet mit Erholung frühestens Ende 2020

31.03.2020
um 16:12 Uhr

Paris/London (Reuters) - Die Existenz vieler Fluggesellschaften wird nach Ansicht des internationalen Luftfahrt-Verbandes Iata durch die Corona-Krise akut gefährdet.

Der Airline-Verbands schätzte am Dienstag, allen Gesellschaften zusammen drohe im zweiten Quartal ein Nettoverlust von 39 Milliarden Dollar. Etwa 61 Milliarden Dollar an Cash würden verbrannt, denn es fielen allein schon 35 Milliarden Dollar Rückzahlungen an Kunden für stornierte Flüge an. "Das sind Zahlen, die alles übertreffen, was wir jemals in der Branche hatten", sagte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac bei einer Telefonkonferenz. Nach einem Rückgang der Flüge um 70 Prozent im zweiten Quartal sei ein schwaches drittes Quartal zu erwarten. Womöglich werde eine Erholung von dem Schock nicht vor 2021 beginnen.

Der Verband forderte, zur Sicherung der Liquidität der Airlines Gutscheine als Ersatz für Ticketpreiserstattungen zuzulassen. Das sei für die Kunden unangenehm, für die Luftfahrtunternehmen aber eine Frage des Überlebens. Durch die Reisebeschränkungen in vielen Ländern wegen der Pandemie ist der Passagierluftverkehr in Europa weitgehend zum Erliegen gekommen. Auch die Verbände der deutschen Luftfahrt und Tourismuswirtschaft forderten deshalb vergangene Woche, die EU solle wegen der Corona-Krise die Rückzahlungspflicht bei Pauschalreisen und Flügen aussetzen. Viele Firmen gingen in die Knie, wenn sie den Kunden die Preise für abgesagte Reisen innerhalb von 14 Tagen erstatten müssten, hatte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig erklärt. Die Gutscheine müssten außerdem durch staatliche Garantien für den Fall einer Insolvenz abgesichert werden, damit die Verbraucher sie akzeptierten.

Iata-Chefvolkswirt Brian Pearce erklärte, das Basisszenario des Verbandes gehe ab dem vierten Quartal von Wachstum aus, das sich 2021 verstärke. Doch es könnte länger dauern, bis die Branche wieder das Vorkrisenniveau erreichen könne - insbesondere, wenn im Winter das Virus erneut ausbrechen sollte. "Wir untersuchen Szenarien, in denen wir eine viel längere Schwächephase mit entsprechend größerem Druck auf die Airlines haben", sagte Pearce. Die Zahl der Pleiten sei ebenfalls schwer vorherzusagen. Es bleibe abzuwarten, wie staatliche Hilfen wirkten. Dies sei neben der steigenden Nachfrage nach Frachtflügen ein Lichtblick zurzeit, sagte de Juniac. Die Krise trifft auch die Flugzeugbauer hart. Er kenne niemanden, der vor dem Jahresende noch ein Flugzeug kaufen wolle, sagte der IATA-Chef.