Reuters

Automarkt stürzt im März ab - Weitere Talfahrt befürchtet

03.04.2020
um 14:22 Uhr

Hamburg (Reuters) - Der Automarkt in Deutschland ist wegen der Corona-Krise im März unter die Räder gekommen.

Im vergangenen Monat brachen die Pkw-Neuzulassungen um 38 Prozent auf 215.100 Fahrzeuge ein, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Freitag in Berlin mitteilte und damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Dies sei der stärkste Rückgang in einem Monat seit der Wiedervereinigung. Hauptgrund waren die wegen der Ausbreitung des Virus erlassenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. "Wir haben das Problem, dass der Kfz-Handel nicht geöffnet werden darf und viele Zulassungsstellen nicht geöffnet sind. Der Rest ergibt sich", sagte ein Branchenvertreter. In Krisenzeiten denke ohnehin kaum jemand an den Kauf eines Autos. Experten erwarten, dass sich der Rückgang in den kommenden Wochen noch beschleunigen wird.

Von dem Einbruch im März wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) alle größeren Hersteller erfasst. Die Spanne reichte von minus 20,7 Prozent beim BMW-Mini bis zu 84,4 beim Kleinwagen Smart von Daimler. Praktisch alle Pkw-Marken verbuchten ein dickes Zulassungsminus. Ausgenommen waren lediglich Wohnmobile, deren Absatz im vergangenen Monat um 2,3 Prozent zulegte. Kräftige Zuwächse erzielten dagegen Elektroautos, die wegen der staatlichen Förderung gefragt sind. So verdreifachten sich die Neuanmeldungen von Plug-in-Hybriden, deren Akkus an der Steckdose aufgeladen werden können. Rein batteriegetriebene Wagen legten um 56 Prozent zu. Entsprechend stark sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller neu zugelassenen Fahrzeuge um 4,9 Prozent auf 149 Gramm pro Kilometer.

ES SOLL NOCH SCHLIMMER KOMMEN

Tiefe Bremsspuren hinterließ die Krise auch in der Produktion und im Export von Fahrzeugen. Der Auftragseingang aus dem Inland sank laut VDA im März binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Noch stärker war der Rückgang bei den Auslandsorders, die um 37 Prozent schrumpften. Der Absatzrückgang dürfte sich in den kommenden Wochen noch verschärfen, da die Produktion in den Fahrzeugwerken seit Mitte März ruht und die vollen Auswirkungen erst im April zu sehen sein dürften. Hunderttausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit. Die Unternehmen haben alle Hände voll zu tun, die Liquidität zu sichern. Gleichzeitig muss der Fahrzeughandel gestützt werden, dem ebenso das Geld ausgeht wie vielen Zulieferern. Die Bundesregierung hat ein milliardenschweres Kreditprogramm aufgelegt, um geschädigten Firmen unter die Arme zu greifen.

Experten gehen davon aus, dass das die Virus-Krise den Neuwagenmarkt auch in den nächsten Monaten belasten wird. "Selbst wenn es in den kommenden Monaten zu Lockerungen der derzeitigen Maßnahmen kommt und auch die Produktion in den deutschen Automobilwerken wieder anläuft, werden wir weiterhin starke Auswirkungen auf den Neuwagenmarkt sehen", sagte Peter Fuß, Autoexperte der Unternehmensberatung EY. Zum einen werde es wegen des mehrwöchigen Produktionsausfalls zu Nachschubproblemen kommen, zum anderen würden sowohl gewerbliche als auch Privatkunden vorerst vorsichtig sein bei großen Anschaffungen. Derzeit könne niemand vorhersagen, wie tief die Rezession ausfallen werde.

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Nissan Motor Co. Ltd.

WKN 853686 ISIN JP3672400003

Renault S.A.

WKN 893113 ISIN FR0000131906

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039