Reuters

Bundesentwicklungsminister warnt vor Hunderten Toten in Flüchtlingslager Moria

08.04.2020
um 18:02 Uhr

Berlin (Reuters) - In einem dramatischen Appell hat Entwicklungsminister Gerd Müller die Schließung des Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos gefordert.

"Bricht morgen das (Corona)-Virus im Camp aus, wird es Hunderte von Toten fordern", warnte der CSU-Minister am Mittwoch in Berlin. Deshalb müsse die EU das Lager in der jetzigen Form unbedingt auflösen, man könne nicht erneut sechs Monate warten. Unter den 15.000 Flüchtlingen und Migranten befänden sich mindestens 10.000 Kinder. Das Camp sei nur für 3000 Personen ausgelegt. Müller äußerte sich empört darüber, dass in der EU ein Flüchtlingslager geduldet werde, dessen Standards schlechter sei als Lager in Nahost-Staaten. "Jeder macht sich schuldig, wer jetzt nicht handelt", sagte er. Die reiche EU müsse schaffen, ein Flüchtlingscamp innerhalb Europas auf einen internationalen Standard zu bringen.

Die Lösung für Moria liege auch nicht darin, jetzt bis zu 1500 Menschen in anderen EU-Staaten aufzunehmen, betonte Müller. Das Bundeskabinett hatte zuvor beschlossen, 50 unbegleitete Kinder und Jugendliche nach Deutschland zu bringen. Insgesamt will Deutschland 300 bis 500 Kinder aufnehmen, erklärten Auswärtiges Amt und Innenministerium übereinstimmend. Auch Luxemburg will zwölf unbegleitete Minderjährige aufnehmen. Insgesamt hatten sich zehn EU-Staaten zur Aufnahme von Kindern bereiterklärt - die anderen 17 weigern sich. Der Prozess soll von der EU koordiniert werden. Das Innenministerium begründete die niedrige Zahl von 50 damit, dass derzeit keine weiteren fertigen Dossiers über Jugendliche vorlägen seitens Griechenlands und des UNHCR.