Reuters

Opec+ ringt um neue Rohöl-Förderbremse

09.04.2020
um 13:52 Uhr

Frankfurt/Dubai/Moskau/London (Reuters) - Die großen Erdöl-Förderländer wollen dem Preisrutsch ihres wichtigen Exportguts Einhalt gebieten.

Daher berät die Staatengruppe Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Staaten wie Russland gehören, am Donnerstag über eine neue Förderbremse. Verkompliziert werden die Gespräche durch den Nachfrage-Einbruch wegen der Coronavirus-Pandemie und die Weigerung der USA, die Produktion ebenfalls zu drosseln.

Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump verkündet, er habe im Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland vermittelt. Nun "erwarte und hoffe" er, dass die beiden Konfliktparteien ihre Ölförderung um zehn oder gar 15 Millionen Barrel pro Tag reduzieren. Die Regierungen Saudi-Arabiens und Russlands deuteten allerdings an, dass eine Einigung über eine Förderbremse nur unter Einbeziehung der USA möglich sei. Alle drei Staaten pumpen derzeit täglich jeweils etwa zwölf Millionen Barrel aus dem Boden. Trump steht allerdings auf dem Standpunkt, dass viele US-Firmen ihre Produktion wegen der gefallenen Preise bereits stark zurückgefahren hätten. Eine verordnete Drosselung sei daher nicht notwendig.

Die US-Schieferölförderer brauchen Experten zufolge einen Ölpreis von etwa 50 Dollar je Barrel (159 Liter), um profitabel zu arbeiten. Die US-Ölsorte WTI kostet derzeit nur etwa 27 Dollar, nachdem sie in den vergangenen Wochen wegen des Preiskriegs zwischen Saudi-Arabien und Russland um etwa 40 Prozent verloren hatte. Die ersten Schieferöl-Firmen haben bereits Gläubigerschutz beantragt.

Auslöser des Preisverfalls war Anfang März die Weigerung Russlands, die Fördermengen wegen der Coronavirus-Krise weiter zu drosseln. Durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ist der weltweite Rohöl-Bedarf binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel oder 30 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen.

Trotz aller Meinungsverschiedenheiten gelte eine neue Förderbremse an der Börse als ausgemacht, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Kein Staat könne es sich angesichts der Kosten für die Bewältigung der Virus-Krise leisten, seine Exportgüter zu verschleudern und seine Haushalte zusätzlich zu belasten. Die Experten der Bank Goldman Sachs bezweifelten allerdings, dass Kürzungen den Ölpreis dauerhaft stabilisieren könnten. "Dazu ist der Nachfrageschock schlicht zu groß."