Reuters

EasyJet sieht sich für längere Krise gewappnet

16.04.2020
um 14:37 Uhr

London (Reuters) - Die britische Billig-Airline EasyJet sieht sich für eine längere Durststrecke gerüstet.

Das Unternehmen verfüge über ausreichend Barmittel, um einen Zeitraum von bis zu neun Monaten zu überbrücken, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren am Donnerstag. Er rechne allerdings nicht damit, dass es so lange dauere, bis die Flieger wieder abheben können.

Werden die Beschränkungen erst einmal aufgehoben, werde es wegen der Reiselust der Menschen sicher Nachholeffekte geben. Die Buchungen für den Winter lägen bereits deutlich über denen des Vorjahres. Lundgren fügte hinzu, dass neben zusätzlichen Hygienemaßnahmen wohl auch die Abstände in den Maschinen vergrößert werde müssten und wahrscheinlich der mittlere Sitz in jeder Reihe leer bleiben werde.

Sollte der Shutdown aber tatsächlich länger dauern, habe EasyJet Möglichkeiten, die Finanzierung zu sichern. Durch diverse Maßnahmen könnte eine zusätzliche Liquidität von etwa 1,85 bis 1,95 Milliarden Pfund gehoben werden, was zu einem theoretischen Barguthaben von etwa 3,3 Milliarden Pfund (3,8 Milliarden Euro) führen wird. Zudem verkleinere EasyJet die Flotte und verschob Auslieferungen, um flexibler zu werden. Sechs Flugzeuge sollen verkauft werden. Bisher stelt sich das Management jedoch gegen die Forderungen des EasyJet-Gründers und -Großaktionärs Stelios Haji-Ioannou, den Kauf von 107 Airbus-Jets für 4,5 Milliarden Pfund zu stornieren.

Die Branche ist gespalten darüber, wie schnell sich der Sektor erholen kann. Lufthansa und der internationale Dachverband der Fluggesellschaften IATA warnten, dass dies ein langer Prozess sein wird. Der größere Low-Cost-Rivale von EasyJet, Ryanair, hat derweil eine rasche Erholung prognostiziert. Konzernchef Michael O'Leary sagte im Reuters-Interview, er rechne nach der Krise mit einer starken Zunahme bei Reisen und Tourismus. Allerdings dürfte es im Ringen um Marktanteile zu einem Preiskampf kommen. Das kommende Jahr dürfte trotz der niedrigen Preise sehr gute Gewinne bringen, weil auch der Öl-Preis niedrig sein dürfte, erklärte der Manager.

Easyjet rechnet für das erste Halbjahr bis zum 31. März mit einem Verlust vor Steuern von 185 bis 205 Millionen Pfund (212 bis 235 Millionen Euro), was eine Verbesserung gegenüber einem Verlust von 275 Millionen Pfund im Vorjahr wäre. Eine Prognose für den Rest des Geschäftsjahres wagt der Billigflieger aber nicht.

Die Nachrichten kamen bei den Anlegern gut an: Die schwer gebeutelten EasyJet-Aktien legten um 3,3 Prozent zu. "Insgesamt hat das Unternehmen eine sehr glaubwürdige Antwort auf die Krise gegeben", sagte Mark Simpson, Analyst bei Goodbody.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125

Easyjet PLC

WKN A1JTC1 ISIN GB00B7KR2P84