Reuters

Thyssen lotet Fusions-Möglichkeiten für Werftentochter aus

17.04.2020
um 09:52 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Nach der Niederlage im Bieterwettbewerb um mehrere Kriegsschiffe der deutschen Marine lotet Thyssenkrupp für seine Werftentochter Möglichkeiten für die Gründung eines nationalen Champions aus.

"Wie Sie wissen, ist die öffentliche Diskussion über mögliche Konsolidierungsszenarien unserer Branche nicht neu. Wir haben immer gesagt, dass wir offen sind für Gespräche über mögliche Konsolidierungsszenarien, sofern diese wirtschaftlich sinnvoll und politisch gewollt sind", sagte ein Sprecher am Freitag. Zuvor hatte der NDR berichtet, dass Thyssenkrupp in Gesprächen mit den deutschen Konkurrenten German Naval Yards und Lürssen sei.

Thyssenkrupp-Vorstandsmitglied Oliver Burkhard schrieb dazu auf Twitter: "Konsolidierung macht ggf. Sinn. Sprechen dazu auch. Aber: Klare Haltung ggü. der Industrie seitens des BMVg ist Bedingung hierfür. Fehler, wie bei #mks180, dürfen künftig nicht mehr gemacht werden - Nationaler Champion könnte die Antwort sein. Gilt es nun auszuloten." Die Bundeswehr hatte Anfang des Jahres den Zuschlag für den milliardenschweren Auftrag zum Bau der Fregatten des Typs MKS 180 an das niederländische Familienunternehmen Damen vergeben.

Lürssen und German Naval Yards sind sowohl Konkurrenten als auch bei einigen Projekten Partner von Thyssenkrupp. "Wir halten eine Konsolidierung der Systemhäuser im deutschen Marineschiffbau für sinnvoll und erforderlich, um dadurch nachhaltig die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken", erklärte Lürssen. Auch German Naval Yards sendete positive Signale. "Die Notwendigkeit und die Chancen einer Deutschen Konsolidierung im Marineschiffbau sind in den vergangenen zwei Jahren sowohl von uns selbst, als auch von unserem Eigentümer, der Privinvest, immer wieder betont worden", betonte Vorstandschef Jörg Herwig. "Nur ein starker Deutscher Player wird künftig international wettbewerbsfähiger sein und den maritimen deutschen Hochtechnologiesektor sichern und ausbauen; zugleich ist es ein guter Weg zum Erhalt Tausender Arbeitsplätze und der Werft-Standorte in Deutschland."

Die Werftensparte von Thyssenkrupp mit Sitz unter anderem in Kiel, Hamburg, Emden und Bremen beschäftigt rund 6000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. Thyssenkrupp Marine Systems ist immer mal wieder ins Zentrum von Fusions-, Übernahme- oder Konsolidierundszenarien gerückt. Vor einigen Jahren hatte der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall mit einer Übernahme geliebäugelt, war aber abgeblitzt. Auch die französische Staatswerft Naval Group hatte Interesse gezeigt. Ohne Unterstützung der Bundesregierung gilt ein neues Bündnis der Thyssenkrupp-Werftentochter - egal ob mit ausländischen Partner oder nationalen - als unmöglich.

Rheinmetall AG

WKN 703000 ISIN DE0007030009

thyssenkrupp AG

WKN 750000 ISIN DE0007500001