Reuters

Finanzaufseher fordern strengere Regeln für Clearinghäuser

04.05.2020
um 12:07 Uhr

London/New York (Reuters) - Die für die Finanzindustrie wichtigen Clearinghäuser sollen nach Ansicht der internationalen Finanzaufseher strenger reguliert werden.

Die als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 vorgeschriebene verstärkte Nutzung der Clearinghäuser, die sich um die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften kümmern, habe zwar die Transparenz im Finanzsystem erhöht, stellte der Finanzstabilitätsrat (FSB) am Montag fest. Doch müsse sichergestellt werden, dass die Clearinghäuser nicht selbst zum Risiko für das Finanzsystem würden, forderte der FSB. Der FSB überwacht im Auftrag der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) die Risiken für das weltweite Finanzsystem und macht Vorschläge an die verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden.

Clearinghäuser stehen bei Wertpapiergeschäften zwischen Käufer und Verkäufer und sorgen für die reibungslose Abwicklung der Transaktionen. Ihnen kommt daher eine Schlüsselfunktion für die Sicherheit des Finanzsystems zu. Sie sind allerdings einem hohen Risiko ausgesetzt, falls eine Partei im Handel ausfällt. Die nationalen Aufsichtsbehörden sollten daher genauer prüfen, ob die Clearinghäuser über genügend Mittel verfügen, um auch mit großen Verlusten umgehen zu können, forderte der FSB. Zudem solle untersucht werden, Gläubiger im Notfall an den Kosten für die Rettung eines Clearinghauses zu beteiligen ("bail-in").

In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung von Firmen wie der Deutschen-Börse-Tochter Eurex Clearing oder der LSE-Tochter LCH.Clearnet kräftig gestiegen. Allein die LCH wickelte im ersten Quartal ein Rekordvolumen von 402 Milliarden Dollar an Zinsderivaten ab. Schließlich wurde nach der Finanzkrise die Abwicklung von Derivaten (Clearing) über Clearinghäuser verpflichtend, da zuvor oft niemand wusste, wo die Risiken eigentlich liegen.

Bei Verlusten von Clearinghäusern müssen ab einer bestimmten Höhe üblicherweise die Clearinghaus-Mitglieder wie etwa Banken, und in einigen Fällen auch Kunden, die Kosten mittragen. Die wachsende Bedeutung der Clearinghäuser schürt jedoch Befürchtungen, dass in einer Krise auch der Steuerzahler für die Verluste gerade stehen müssen.

Der FSB forderte nun die Aufseher auf zu prüfen, wie die Notfalltöpfe und andere Finanzreserven der Clearinghäuser aufgefüllt werden könnten, sollten sie sich wegen Verlusten geleert haben. Auch sollten die Aufseher überlegen, ob die Clearinghäuser etwa spezielle Anleihen ausgeben, die im Notfall abgeschrieben werden. Damit würden Gläubiger an den Kosten für die Rettung beteiligt - genauso wie das die Regeln für Banken bereits seit der Finanzkrise vorsehen.

Vergangenen Monat forderte eine Gruppe von neun Großbanken und Vermögensverwaltern - darunter JP Morgan, die Deutsche Bank und Blackrock - dass die Clearinghäuser mehr eigenes Kapital im Feuer haben müssen, damit sie riskante Handelsgeschäfte begrenzen. Die CME Group wehrte sich gegen die Forderung und argumentierte, dass die Nutzer die Risiken mitbrächten und sie daher auch Geld in die Notfalltöpfe einzahlen müssten. Bislang haben die Clearinghäuser die durch die Corona-Krise ausgelösten extremen Marktschwankungen ohne Probleme überstanden.

Barclays PLC

WKN 850403 ISIN GB0031348658

BlackRock Inc.

WKN 928193 ISIN US09247X1019

Citigroup Inc.

WKN A1H92V ISIN US1729674242

CME GROUP INC.

WKN A0MW32 ISIN US12572Q1058

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

Deutsche Börse AG

WKN 581005 ISIN DE0005810055

Intercontinental Exchange Inc

WKN A1W5H0 ISIN US45866F1049

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005

London Stock Exchange Group PLC

WKN A0JEJF ISIN GB00B0SWJX34