Reuters

EU-Versicherungsaufsicht fordert Staatshilfe für Pandemie-Schutz

11.05.2020
um 16:42 Uhr

London (Reuters) - Die EU-Versicherungsbehörde EIOPA hält staatliche Unterstützung für einen finanziellen Schutz vor künftigen Pandemien für unerlässlich.

EIOPA-Chef Gabriel Bernardino schlug im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters eine gemeinsame Lösung von Versicherern und Staaten vor, um die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen von Pandemien und ähnlichen Situationen zu stärken: "Ich glaube, dass das nur möglich ist, wenn man öffentliche und private Elemente kombiniert. Ich glaube nicht, dass die Versicherungswirtschaft das allein stemmen kann." Allianz-Chef Oliver Bäte hatte bereits ähnliche Vorschläge gemacht und von einem europäischen "Notfallfonds" für solche Ereignisse gesprochen, in den Staaten und Versicherer einzahlen sollten.

Bernardino sprach sich gegen Forderungen aus der Politik aus, Versicherer sollten etwa für Betriebsunterbrechungen infolge der Pandemie einstehen, auch wenn die Versicherungsverträge das nicht hergäben. Die britische Marktaufsicht hatte die Gerichte aufgefordert zu klären, wie die jeweiligen Verträge auszulegen seien. Auch in Deutschland fühlen sich Gastronomen und Hotels getäuscht, die sich mit einer Betriebsschließungs-Versicherung auf der sicheren Seite wähnten. Der Portugiese schlug sich auf die Seite der Branche: Sie sei mit Risiken wie einer Betriebsunterbrechung überfordert, wenn diese nicht durch Einzel-Ereignisse wie eine Überschwemmung oder einen Brand ausgelöst würden.

Der EIOPA-Chef verteidigte die Forderung seiner Behörde an die Versicherer, in der Coronakrise vorerst keine Dividenden zu zahlen. "Alles in allem hat die Branche diese nie dagewesende Situation gut weggesteckt", sagte Bernardino. Doch zweifle die EIOPA daran, ob sich die bevorstehende Rezession bereits in den Bewertungen an den Aktienmärkten widerspiegle. Dort gehören die Versicherer zu den wichtigsten Investoren. Bernardino betonte, eine "überwältigende Mehrheit" der nationalen Aufsichtsbehörden stünden hinter der EIOPA-Empfehlung, die im Vorstand der Behörde "fast einstimmig" gefallen sei. Die Bonner Finanzaufsicht BaFin hatte den Branchenriesen Allianz und Münchener Rück allerdings die Ausschüttung von Rekorddividenden erlaubt.

Allianz SE

WKN 840400 ISIN DE0008404005

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG in München

WKN 843002 ISIN DE0008430026