Reuters

Ifo-Konjunkturexperte sieht "Licht am Ende des Tunnels"

26.05.2020
um 07:22 Uhr

- von Alexander Hübner

München (Reuters) - In deutschen Chefetagen keimt in der Coronakrise wieder etwas Hoffnung.

"Die deutsche Wirtschaft sieht wieder Licht am Ende des Tunnels", sagte Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe vom Münchner Ifo-Institut am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Wie lange es dauern werde, bis sie aus dem Tunnel herauskomme, lasse sich an der jüngsten Konjunkturumfrage aber nicht ablesen. Auch die Erwartungen an den Export, in den vergangenen Jahren die Stütze der Konjunktur, hätten sich leicht verbessert, sagte Wohlrabe. "Die Unternehmen gehen weiter von Exportrückgängen aus, aber nicht mehr in ganz so dramatischem Ausmaß wie im Vormonat."

Der Ifo-Geschäftsklima-Index hat sich im Mai auf 79,5 von seinem historischen Tief von 74,2 Punkten im April erholt, weil viele Unternehmen angesichts der Lockerungen der Corona-Auflagen weniger pessimistisch in die Zukunft schauen.

Während der Handel das tiefe Stimmungstal nach den Ifo-Daten schon bald durchschritten glaubt, kämpft die Industrie noch mit ausbleibenden Aufträgen. "Dort kann man nicht einfach von null auf 100 hochfahren", sagte Wohlrabe. "Der Auftragsbestand in der Investitionsgüterindustrie ist weiter sehr schlecht. Es klaffen tiefe Löcher in den Auftragsbüchern." Ausgangs- und Reisebeschränkungen hatten Verhandlungen wochenlang erschwert. Zudem tobt in vielen anderen Ländern die Corona-Pandemie stärker als in Deutschland.

Politiker wollen die Exportausfälle durch Anreize für die Binnennachfrage teilweise wettmachen, etwa durch staatliche Prämien für den Kauf eines neuen und umweltfreundlichen Autos. Wohlrabe hält davon nichts. "Eine Kaufprämie brächte nur ein kurzes Strohfeuer. Ich sehe das sehr kritisch." Sie führe nur zu Mitnahmeeffekten durch Kunden, die ohnehin im Laufe des Jahres ein Auto kaufen wollten. Das habe sich schon bei vergleichbaren Anreizen in der Finanzkrise 2008/09 gezeigt.