Reuters

Nissan geht auf Schrumpfkurs - Erster Verlust seit elf Jahren

28.05.2020
um 12:52 Uhr

Tokio (Reuters) - Nissan will mit einer radikalen Schrumpfkur sein Überleben sichern. Der bereits vor der Coronakrise angeschlagene japanische Autokonzern will die weltweiten Produktionskapazitäten binnen vier Jahren um rund 20 Prozent verringern, wie er am Donnerstag mitteilte.

Ebenso stark wird die Modellpalette zusammengestrichen. Mehrere Werke sollen geschlossen werden, darunter das in Barcelona mit rund 3000 Mitarbeitern. Es ist bereits der zweite Sanierungsplan binnen eines Jahres, den das Management auflegt, um den Niedergang aufzuhalten. Für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr wies Nissan einen Betriebsverlust von 40,5 Milliarden Yen (umgerechnet gut 340 Millionen Euro) aus, das erste Minus seit elf Jahren.

Angaben zur Höhe des geplanten Personalabbaus machten die Japaner nicht. In Medien war unlängst die Rede von rund 20.000 der rund 140.000 Arbeitsplätze. Ein Schwerpunkt könnte Europa sein. Anfang Mai war schon die Rede davon, dass Nissan mehr als die im vergangenen Jahr angekündigten 14 Werke schließen werde.

Parallel zu den Kürzungen will der Konzern bis Ende nächsten Jahres zwölf neue Automodelle an den Start bringen, darunter mehrere Elektrofahrzeuge. Bis Ende 2023 soll mehr als eine Million elektrifizierte Wagen im Jahr von den Bändern rollen. So will Nissan den Anschluss ans Elektrozeitalter halten.

"Ich werde alle Anstrengungen unternehmen, um Nissan wieder auf einen Wachstumspfad zu bringen", versprach Nissan-Chef Makoto Uchida und fügte hinzu, der Konzern habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, seinen Marktanteil um jeden Preis steigern zu wollen. Das Unternehmen müsse sich außerdem von der nach innen gerichteten Kultur verabschieden, die eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem französischen Partner Renault in der Vergangenheit behindert habe. Uchida sagte, die Verbesserung des Barmittelzuflusses sei seine größte Herausforderung. Er bekräftigte, dass Nissan über eine gute Liquidität verfüge, obwohl das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr einen negativen freien Cashflow von 641 Milliarden Yen aufwies.

Der Umbau ist Teil des von Nissan, Renault und Mitsubishi am Mittwoch bekanntgegebenen Strategieschwenks, mit dem die Dreier-Allianz durch eine engere Zusammenarbeit die Kosten senken und so ihr Überleben sichern will. Mit der neuen Strategie ist die von dem geschassten Konzernlenker Carlos Ghosn favorisierte Verschmelzung von Nissan und Renault erstmal vom Tisch.

Mitsubishi Motors Corp.

WKN 876551 ISIN JP3899800001

Nissan Motor Co. Ltd.

WKN 853686 ISIN JP3672400003

Renault S.A.

WKN 893113 ISIN FR0000131906